Jüdische Gemeinde eröffnet in Bad Segeberg Gedenkstätte
Auch in Schleswig-Holstein ist am Dienstag an die Reichspogromnacht vor 83 Jahren erinnert worden. In Bad Segeberg hat die jüdische Gemeinde zu diesem Anlass eine Gedenkstätte eröffnet.
Sie steht in der Lübecker Straße - genau an dem Ort, wo früher die alte Synagoge war. Am 9. November 1938 plünderten und schändeten die Nazis das jüdische Gotteshaus. Nach dem Krieg verfiel es, wurde schließlich abgerissen und geriet in Vergessenheit. Seit knapp 20 Jahren ist die Baulücke ein Gedenkort, allerdings ziemlich unscheinbar. Jetzt macht eine nachgebildete Fassade der Synagoge - acht Meter breit und elf Meter hoch - den Ort sichtbarer.
Die Fassade der ehemaligen Synagoge erinnert von nun an an das Haus, das hier einmal gestanden hat. Es erinnert auch an die ehemaligen Jüdischen Bürgerinnen und Bürger der Stadt, die durch die Nationalsozialisten verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. 67 Menschen waren es in Bad Segeberg. "Es kommt nicht zurück, aber die Lücke ist jetzt sichtbar und das macht diese neue Gestaltung des Ort zu etwas Besonderem", sagte Landesrabbinber Isak Aasvestadt.
Sechs Kerzen stellvertretend für sechs Millionen ermordete Jüdinnen und Juden
Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Walter Blender, sagte: "Man soll durch die Tür gehen und sofort das Gefühl bekommen, dass etwas fehlt, nämlich das schützende Dach und die schützenden Wände. Und wenn es regnet, spürt man das umso mehr, dass man völlig ungeschützt ist. Und das ist das Gefühl, dass etwas weggenommen worden ist." Staatssekretär Oliver Grundei ergänzte, es sei eine Schande, dass jüdische Einrichtungen noch immer von der Polizei beschützt werden müssten.
Die Enkelkinder des einzigen überlebenden Juden Bad Segebergs und Mitglieder der jüdischen Gemeinde stellten sechs Kerzen auf, die stellvertretend für die insgesamt sechs Millionen ermordeten Jüdinnen und Juden stehen. Auch andernorts in Schleswig-Holstein fanden am Dienstag Gedenkveranstaltungen statt. Auf dem Friedhof in Flensburg verlasen Schüler die Namen von Juden, die Opfer des Holocausts wurden.
