Impfzentren in SH: So sehen die Pläne aus
Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) hat mit Vertretern von Kommunen und Ärzteschaft den Plan für die Einrichtung von Impfzentren vorgestellt.
"Es gibt keine Blaupause" fasst Einsatzleiter Simon Bornmann von der Lübecker Berufsfeuerwehr die Herausforderung, ein Impfzentrum aufzubauen, knapp zusammen. Denn es ist für alle Beteiligten das erste Mal. Bornmann steht am Dienstagvormittag vor der Musik- und Kongresshalle in Lübeck - der MuK. Die MuK, sagt Bornmann, biete gute Voraussetzungen. Viele Fragestellungen würden "schon durch die baulichen Gegebenheiten beantwortet." Denn in der MuK ist viel Platz. Und das ist wichtig, wenn man Abstände einhalten will.
Die Herausforderung, die Bornmann beschreibt, müssen alle Kommunen in den kommenden Wochen bewältigen. Auch Sönke Schulz, Geschäftsführer des Landkreistages, spricht am Dienstagnachmittag auf einer Pressekonferenz im Landtag von Herausforderungen. Aber für ihn ist es auch "endlich mal eine positive Aufgabe" - nachdem die Kommunen zuletzt vor allem dafür zuständig waren, Maßnahmen und Beschränkungen vor Ort umzusetzen. Nun wollen sie mit Hochdruck an der neuen Aufgabe arbeiten.
Medizinisches Personal und Ältere zuerst
28 Impfzentren soll es in Schleswig-Holstein bald geben. Bis Mitte Dezember soll zunächst eines pro Kreis und kreisfreier Stadt bereit stehen - für einen Impfstoff, auf den die Politik hofft. Weil der aber nicht auf einen Schlag für alle Menschen zur Verfügung stehen wird, muss das Land Prioritäten setzen: Das medizinische Personal hat Vorrang. Danach kommen die älteren Menschen in Pflegeheimen.
Eine "logistische Mammutaufgabe" erwartet die Vorstandschefin der Kassenärztlichen Vereinigung, Monika Schliffke. Manches davon läuft schon, etwa die Abfrage von möglichen Impflingen in den Pflegeeinrichtungen. Und die Suche nach Ärzten, die die Impfungen machen. Das können auch pensionierte Ärztinnen und Ärzte oder Ärzte in Elternzeit sein. "Also die ersten 500 Meldungen sind bereits da", sagt Schliffke zuversichtlich.
Gänsehaut im Krisenstab
Der Minister berichtet, dass es im Corona-Krisenstab "Gänsehaut" gegeben habe - denn die Aussicht auf einen Impfstoff, so Gesundheitsminister Garg, sei ein "Gamechanger" - auch wenn die Menschen in Schleswig-Holstein weiter Geduld haben müssten. "Aber: ich würde mal sagen, es ist der Silberstreif am Horizont und es ist ein wichtiger Schritt zur Bewältigung dieser Pandemie."
Dass Impfstoffe derart schnell verfügbar werden könnten, beunruhigt Garg nicht - das Zulassungsverfahren pandemischer Impfstoffe mache "keine Abstriche bei der Sicherheit." Garg stellt aber auch klar - es gebe keine Pflicht, sich impfen zu lassen.
Wann auch andere Gruppen der Bevölkerung - also nicht medizinisches Personal oder ältere Menschen - geimpft werden könnten, ist noch unklar. Denkbar ist aus Sicht der Beteiligten aber, dass bald weitere Impfstoffe auf den Markt kommen - die dann auch in Arztpraxen verimpft werden könnten. 50 Millionen Euro kosten Betrieb und Einrichtung der Impfzentren. Die Kosten teilen sich Bund und Land.
Bundeswehr steht bereit
Pro Tag sollen in einem einzelnen Impfzentrum bis zu 1.500 Impfungen täglich stattfinden können. Auch das eine Herausforderung. Hier soll auch die Bundeswehr helfen. Und Personal für die Impfzentren bereitstellen, dass das Publikum lotst, "so dass es mit Ordnung, schnell und ausgesprochen sanft durchgeschleust werden kann", sagt Oberst Axel Schneider, Kommandeur des Landeskommandos Schleswig-Holstein.
Er lobt auf der Pressekonferenz die Zusammenarbeit mit den anderen Akteuren und sagt, hier entstehe ein "Drehmoment". Diese Dynamik wollen die Beteiligten nun nutzen - auch ohne Blaupause.
