Eine Frau bereitet in einer Saunakabine einen Aufguss vor. © picture alliance / dpa-tmn Foto: Christin Klose

Hoteliers besorgt über Günthers Vorschlag zur Sauna-Schließung

Stand: 22.08.2022 07:44 Uhr

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident fordert, dass Hotels im Winter ihre Sauna- und Spa-Bereiche schließen. Beim Hotel- und Gaststättenverband stößt dieser Vorschlag auf Kritik. Hotelbetreiber sind besorgt.

Städte und Gemeinden in Schleswig-Holstein überlegen aktuell, wie sie künftig Energie sparen können. Unter anderem haben mehrere Kommunen bereits angekündigt, die Temperatur in öffentlichen Schwimmbädern zu senken.

Günther: Wellness-Angebote verzichtbarer Luxus

Ein neuer Vorschlag kam am Wochenende von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). In einem Interview mit der "Welt am Sonntag" forderte er die Wellness-Hotels auf, ihre Saunalandschaften in der kommenden Wintersaison nicht in Betrieb zu nehmen. Vor dem Hintergrund steigender Energiekosten gehörten Wellness-Angebote in diesem Jahr zu jener Art von Luxus, auf die man lieber freiwillig verzichten sollte, erklärte er. Gesetzliche Vorgaben dazu werde es in Schleswig-Holstein aber nicht geben.

Massagebürste, Handtuch und Aufgusseimer auf einer Saunabank © Panter Media Foto: Michaela Pucher
AUDIO: Dehoga kritisiert Günther-Vorstoß zur Schließung von Saunen (1 Min)

Dehoga: Sauna und Spa Teil des Geschäftsmodells

Kein Verständnis für diesen Vorstoß hat der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Für viele Hotels seien Sauna und Spa Teil des Geschäftsmodells, sagte Lübecks Dehoga-Chef Frank Denker NDR Schleswig-Holstein. Besonders für Betriebe, die sich auf Wellness spezialisiert haben, werde es nicht möglich sein, auf einmal alles abzuschalten.

So auch im Hotel Cozy am Timmendorfer Strand. Wenn der Sauna-Bereich und die Zimmer mit eigener Sauna schließen müssen, werde das Angebot für Gäste unattraktiv, fürchtet Hotelleiterin Regina Held. "Wir haben ein ungutes Gefühl, sowohl den Mitarbeitern gegenüber als auch den Gästen, weil wir den Service, den wir eigentlich bieten wollen, dann nicht halten können." Dann werde die Buchungslage und damit auch der Umsatz zurückgehen. "Im schlimmsten Fall können wir Mitarbeiter nicht halten." Noch sei aber vieles ungewiss. Die Energiekrise bringe neue Herausforderungen, die es so noch nicht gegeben habe - und das zusätzlich zu Corona.

Reduzierte Öffnungszeiten denkbar

Gerade im Winter ziehen Saunen und Schwimmbäder Gäste in die Region, in der Tourismus eine der Haupteinnahmequellen ist. "Wir können es uns schlicht nicht leisten, den Tourismus herunterzufahren", erklärt die Scharbeutzer Bürgermeisterin Bettina Schäfer (parteilos). Auch Joachim Neitz, Tourismus-Direktor Timmendorfer Strand, kann dem Vorschlag des Ministerpräsidenten wenig abgewinnen. "Meiner Meinung nach wird hier mit Kanonen auf Spatzen geschossen", sagt er. Statt einer Schließung könne er sich zum Beispiel reduzierte Öffnungszeiten der Sauna-Bereiche vorstellen.

Abstimmung im Vorfeld gewünscht

Einige Hotels könnten eine Schließung des Spa-Bereichs dagegen durchaus verkraften, sagt Dehoga-Chef Denker. Sie könnten sich zum Beispiel andere Attraktionen für die Gäste ausdenken oder die Zimmer günstiger anbieten. Dennoch hätte sich Denker eine bessere Abstimmung vor einem solchen Vorschlag gewünscht: "Herr Günther hätte vielleicht mal mit unserem Präsidenten vom Dehoga sprechen sollen, bevor er so eine Empfehlung ausspricht", sagt er.

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Nachrichten für Schleswig-Holstein | 22.08.2022 | 19:30 Uhr

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