Die Holtenauer Hochbrücke. © NDR Foto: Kai Peuckert

Holtenauer Hochbrücke: Sanierungsplan steht

Stand: 03.02.2023 18:41 Uhr

Der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr hat seine Pläne für die Sanierung der Holtenauer Hochbrücke vorgestellt. Bis zur Kieler Woche soll die Olympiabrücke fertig sein. Dann soll es mit der Prinz-Heinrich-Brücke weitergehen.

von Kai Peuckert

Seit gut zwei Monaten gibt es Verkehrsbehinderungen auf der Holtenauer Hochbrücke, denn in den Morgenstunden des 30. November 2022 hatte ein auf dem Frachter "Meri" transportierter Kran die beiden Bauwerke der Holtenauer Hochbrücke in Kiel gerammt. Nachdem das Bauwerk von Statikern untersucht worden war, konnte zumindest die westliche Prinz-Heinrich-Brücke wieder nach und nach für immer schwerere Fahrzeuge freigegeben werden. Aktuell liegt das Maximum bei 12 Tonnen.

In 15 Wochen soll die Olympiabrücke fertig sein

Am Freitag gab der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) nun bekannt, wie die Reparaturarbeiten ablaufen sollen. Im März sollen zunächst die Arbeiten an der östlichen Olympiabrücke starten. "Angesichts der kniffeligen technischen Herausforderung rechnen unsere Fachleute mit mindestens 15 Wochen Bauzeit", sagte Verkehrs-Staatssekretär Tobias von der Heide (CDU) an der Holtenauer Hochbrücke: "Unsere Brücken- und Bauexperten haben die letzten Wochen bereits mit Hochdruck gearbeitet, um die Schäden genau zu analysieren und ein Sanierungskonzept zu erarbeiten. Das liegt nun vor und die Ausschreibung ist auf dem Weg."

Ob die Bauzeit von 15 Wochen eingehalten werden könne, hänge davon ab, ob die benötigten Baustoffe rechtzeitig ankommen, das sei momentan schwierig, sagte von der Heide. Momentan seien gerade Baustahle und Beschichtungstoffe schwer zu beziehen. Da viele Arbeiten nur nacheinander durchgeführt werden könnten, könnte ein Zeitverzug fast nicht wieder aufgeholt werden.

Beschädigter Teil steht besonders unter Spannung

Die Idee, das beschädigte Teil in der Mitte der Brücke einfach rauszuschneiden und dann ein neues Teil einzusetzen funktioniert laut den Experten nicht, denn die Brücke steht unter Spannung und würde das nicht überstehen. Zumal sich der Unfall genau in der Mitte der Brücke ereignete, wo die Spannungen am größten sind. "Es ist somit der statisch relevanteste Bereich", sagt Christoph Köster, zuständiger Bereichsleiter beim Landesbetrieb Verkehr (LBV). Eine tragende Konstruktion zu errichten sei zwar generell möglich. "Das hätte aber zwei Jahre gedauert", so Rainer Mohn vom planenden Ingenieurbüro Mohn. Man wolle die Reparaturen jedoch möglichst schnell durchführen. Darum habe man sich dazu entschieden, die Statik der Brücke durch Arbeiten im Inneren und an der Außenseite wiederherzustellen.

Arbeiten innen und außen

Los soll es im Innenbereich gehen. Der Aussteifungsverband, ein System aus Quer- und Längsträgern, im betroffenen Bereich muss laut den Experten ersetzt werden. Denn bei dem Unfall kam es demnach zu Verformungen. Schweißnähte rissen durch die Wucht des Aufpralls auf, an einigen Stellen sieht es aus, als sein ein Reißverschluss aufgegangen. Unter anderem zwei große Querträger aus Stahl müssen erneuert werden. "Dafür müssen wir erst Ersatzträger schaffen, damit wir diesen Träger ausbauen können. Dann wird der im Grunde rekonstruiert", erklärt Köster. Auch die längsverlaufenden Aussteifungsrippen werden durch zusätzliche Rippen ersetzt. Ganz einfach wird das nicht, denn es gibt nur eine Möglichkeit, in die Brücke zu gelangen: durch einen Schacht. Der ist drei Meter hoch und etwa 80 mal 80 Zentimeter breit. Durch ihn müssen Werkzeuge und Baumaterialien in den Brückenkörper gebracht werden.

"Optisch nicht ganz so schön"

Zusätzlich zu den Maßnahmen im Inneren, sollen auch Arbeiten an der Außenseite durchgeführt werden. In Längsrichtung werden nach den Planungen Stahllamellen zur punktellen Verstärkung an die Bodenplatten geschweißt. "Die ist optisch nicht ganz so schön, weil man diese Lamellen dann auch sieht. Aber es ist eben eine zeitgemäße Reparatur der Brücke", sagt Köster. Damit die Arbeiten durchgeführt werden können, muss aber eine Arbeitsebene geschaffen werden. Klar ist: Es soll ein Gerüst auf der Nordseite des Kanals, auf Höhe des Brückenpfeilers errichtet werden und dann an die Brücke gehängt werden. Zu seinem Einsatzort soll es auf Rollen gelangen. Dann soll die Arbeitsebene die Brückenseite wie eine Klammer umspannen, damit an der Unterseite gearbeitet werden kann. Das Gerüst ist ein weiterer Grund dafür, dass noch nicht sicher ist, ob die 15 Wochen Bauzeit eingehalten werden können. Denn, so sagen die Experten vom LBV, das Gerüst ist eine Spezialanfertigung, man sei mit Gerüstbauunternehmen im Gespräch, habe aber noch nicht entgültig geklärt, wie es bei Baubeginn aussehen wird und wer es bauen wird.

Gerüst soll Platz für große Schiffe machen können

"Das ist eben eine besondere Konstruktion, die man nicht täglich im Einsatz hat. Wichtig ist, dass der Arbeitsschutz gewährleistet ist, dass die Schiffssicherheit gewährleistet ist", sagt Köster. Daher müsse es von Statikern nachgerechnet und abgenommen werden. Die permanente Durchfahrtshöhe wird sich laut Köster dadurch um wenige Meter verringern. Aber das Gerüst soll so konstruiert werden, dass es Platz machen kann, damit alle Schiffe durch den Kanal kommen, die ihn ohne die Baumaßnahmen auch passieren könnten.

Olympiabrücke soll bis zur Kieler Woche fertig sein

Für die Zeit der Arbeiten an der Olympiabrücke soll der Verkehr in beide Fahrtrichtungen weiterhin über die westliche Prinz-Heinrich-Brücke führen, für den Pkw- und Lkw-Verkehr ändert sich also zunächst nichts. Bis zum Start der Kieler Woche am 17. Juni 2023 sollen die Arbeiten fertig sein. Während des Segelsportevents und Volksfestes ist geplant, den Verkehr vierspurig auf den beiden Brücken über den Kanal zu führen. Im Anschluss soll der Verkehr dann auf die Olympiabrücke geführt werden, damit die Arbeiten an der zweiten Brücke starten können. Wie dort vorgegegangen werden soll, steht noch nicht fest. Frühestens im kommenden Herbst soll die Sanierung abgeschlossen sein. Wie teuer die Instandsetzung wird, können die Experten noch nicht sagen. Die Kostenschätzung sei durch die Folgen des Krieges in der Ukraine extrem schwierig, heißt es.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 03.02.2023 | 19:30 Uhr

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