Gesundheitsminister Garg will wieder kostenlose Corona-Tests
Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) hat sich für die Wiedereinführung von kostenlosen Corona-Tests ausgesprochen.
"Ich glaube, wir müssen eine Entscheidung aus der Vergangenheit miteinander korrigieren, um gut durch Herbst und Winter zu kommen: Ich teile und unterstütze die Forderung nach Wiedereinführung kostenfreier Bürgerinnen- und Bürgertests für alle", sagte Garg am Sonntag in einem Interview in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin". Der Infektiologe Stephan Ott, Leiter des Fachbereichs Gesundheit beim Kreis Rendsburg-Eckernförde, pflichtet ihm bei. Die Bereitschaft, sich testen zu lassen, habe seit dem Ende der kostenlosen Bürgertests abgenommen, so Ott. Die kostenlose Testung sei eine gute Möglichkeit, die Pandemie unter Kontrolle zu behalten.
FDP, SSW und Lange auch für kostenlose Schnelltests
Corona-Schnelltests müssen seit dem 11. Oktober bundesweit meist selbst bezahlt werden. Generell gratis sind sie noch für Menschen, die sich nicht impfen lassen können - darunter Kinder unter zwölf Jahren. Nach dem Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen hatten sich in Schleswig-Holstein bereits FDP, SSW und Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange (SPD) für kostenlose Bürgertests ausgesprochen.
Ampel will wieder kostenlose Tests
Auf Bundesebene haben sich SPD, Grüne und FDP angesichts stark steigender Corona-Infektionszahlen offenbar auf einen Katalog von Corona-Maßnahmen bis ins Frühjahr geeinigt. Unter anderem werden die kostenlosen Corona-Tests für alle zurückkommen, hat Marco Buschmann, parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, angekündigt. Auch wollen sie eine 3G-Regelung am Arbeitsplatz einführen. Beschäftigte müssten dann nachweisen können, dass sie geimpft, genesen oder frisch getestet sind.
Ärztekammer befürwortet kostenlose Tests
Für kostenlose Tests ist auch die Ärztekammer, um so rechtzeitig infizierte Menschen zu finden und das Weiterverbreiten zu stoppen. Die Pandemie ist keineswegs vorbei, stellt die Ärztekammer Schleswig-Holstein fest. Weitere Maßnahmen seien nötig, damit man die nächsten Monate gut überstehe, ohne die Intensivstationen an oder womöglich über die Belastungsgrenze zu bringen, sagte Kammerpräsident Henrik Herrmann. Deshalb müssten die kostenlosen Testmöglichkeiten für alle wieder angeboten werden. Sollten die Inzidenzen weiter steigen, könnte sich die Kammer auch eine 2G-Regelung für öffentliche Veranstaltungen - oder eine Impfpflicht, etwa in Gesundheitsberufen, vorstellen.
Der Infektiologe Stephan Ott hält kostenlose Tests auch für sinnvoll - die Diskussion um 2G oder 3G dagegen nicht. Wichtiger sei es, Booster-Impfungen für alle Altersgruppen gut zu organisieren und voranzubringen - und stärker auf Hygieneregeln und Eigenverantwortung zu setzen, meinte der Leiter vom Gesundheitsamt des Kreises Rendsburg-Eckernförde.
Fickenscher: Nutzen von Massentests übersichtlich
Auf Forderungen nach einer Testpflicht für alle - auch für Geimpfte und Genesene - reagierte der Kieler Virologe Helmut Fickenscher eher verhalten. "Der goldene Weg ist immer noch, die Impfquote zu erhöhen, darauf müssen wir uns konzentrieren." Massentestungen seien die zweite Wahl. "Ihr Nutzen ist übersichtlich, die Kosten hingegen sind immens." Sinnvoller wäre es aus Sicht des Virologen, über eine Impfpflicht nachzudenken, zumindest dort, wo enger Kontakt zu vulnerablen Bevölkerungsgruppen bestehe. "Da aber eine Impfpflicht politisch schwer durchzusetzen ist, kommen Testungen ganz besonders dort infrage, wo besonders hohe Inzidenzen beobachtet werden."
Diskussion über Maskenpflicht an Schulen
Dass trotz steigender Inzidenzen die Maskenpflicht für Schüler aufgehoben wurde, hält Garg in Schleswig-Holstein für vertretbar. "Wichtig ist, dass man das von der Infektionslage im jeweiligen Bundesland abhängig beurteilt. Wir haben in Schleswig-Holstein in der Altersgruppe zwischen 5 und 14 Jahren eine Inzidenz von 160." In Berlin dagegen liege die Inzidenz in der Altersgruppe bei über 500. Wenn die Infektionslage es notwendig mache, dann müsse auch wieder über die Einführung einer Maskenpflicht nachgedacht werden, so Garg.
