Galeria Karstadt Kaufhof will vier Filialen in SH schließen
Fünf Warenhäuser der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gibt es aktuell in Schleswig-Holstein. Nach Angaben der Gewerkschaft ver.di sollen vier davon vermutlich geschlossen werden. Betroffen sind demnach die Standorte in Flensburg, Lübeck, Neumünster und Norderstedt. Nur der Standort Kiel würde dann erhalten bleiben. Wann Filialen geschlossen werden sollen, ist laut ver.di noch nicht bekannt. Am Donnerstagabend hatten sich das in der Corona-Krise ums Überleben kämpfende Unternehmen, der Gesamtbetriebsrat und ver.di auf einen Sozialplan verständigt.
Gewerkschaft: Trauriger Tag für das Land
Betroffen sind laut ver.di rund 280 Mitarbeiter in Schleswig-Holstein, die ihren Job verlieren. Für sie soll es für sechs Monate eine sogenannte Transfergesellschaft zur Beschäftigung und Qualifizierung geben. Die Gewerkschaft sprach am Freitag von einem traurigen Tag für das Land. Sie forderte die Landesregierung auf sich einzuschalten, um die Schließungen eventuell doch noch zu verhindern.
"Wir hoffen, dass der Wirtschaftsminister und vielleicht auch der Ministerpräsident sich jetzt relativ schnell mit den Oberbürgermeistern der Städte und auch mit den Vermietern an einen Tisch setzen, um vielleicht noch eine Lösung zu finden, wie diese Schließungen über eine Kostenreduktion verhindert werden können", sagte ver.di-Sprecher Frank Schischefsky. Schon am Montag soll die Gläubigerversammlung von Galeria Karstadt Kaufhof das Konzept beschließen.
Wirtschaftsminister Buchholz: "Bittere Nachricht"
Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) sprach von einer bitteren Nachricht. "Ob eine solche rigide Maßnahme jetzt notwendig ist, kann ich nicht beurteilen. Wir werden uns jetzt erstmal die Informationen darüber beschaffen. Mein Haus wird versuchen Kontakt aufnehmen, um sich erläutern zu lassen, warum es zwingend ist, dass in Schleswig-Holstein nur ein einzelnes Haus erhalten bleibt - und so viele Arbeitsplätze verloren gehen sollen", so der Wirtschaftsminister.
Bürgermeister wollen Schließung nicht hinnehmen
In Neumünster würden mit der Schließung 129 Jahre Karstadt-Geschichte enden. Oberbürgermeister Olaf Tauras (CDU) zeigte sich erschüttert und fürchtet, dass in der Innenstadt eine Riesenlücke entsteht. Ähnlich ist die Gefühlslage in Norderstedt. Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange (SPD) sagte: "Die Nachricht über die Schließung der Flensburger Filiale ist nicht nur ein herber Schlag für die Mitarbeiter, sondern für die ganze Stadt. Karstadt mit seiner markanten Immobilie und dem vielfältigen Angebot hat eine zentrale Rolle in unserer Innenstadt. Gemeinsam mit dem Land müssen die betroffenen Städte nun ihre Haltung klar formulieren. Ich jedenfalls möchte die Nachricht über die Schließung nicht einfach hinnehmen."
Der Lübecker Karstadt-Standort im Herzen der Altstadt wäre in Schleswig-Holstein mit mehr als 100 Mitarbeitern am schwersten getroffen. "Die Schließung wäre ein herber Schlag für die Mitarbeiter und die Stadtentwicklung", sagte Bürgermeister Jan Lindenau (SPD): "Das werden wir nicht kommentarlos hinnehmen." Er hoffe, dass Wirtschaftsminister Buchholz die Städte unterstütze.
IHK befürchtet negative Auswirkungen auf Innenstädte
Die Industrie- und Handelskammern befürchten negative Auswirkungen auf die Stadtentwicklungen an den betroffenen Standorten. Die Warenhauskette sei ein sogenannter Anker-Mieter in zentralen Innenstadtlagen, der Kunden anziehe, sagte die stellvertretende Geschäftsführerin der IHK zu Kiel, Julia Körner. Davon profitierten auch andere Geschäfte, so Körner. Immobilieneigentümer, Politik, Verwaltung und Interessensgemeinschaften in den Städten sollten sich ihrer Meinung nach schnell zusammensetzen und über Ideen und Konzepte für die Nutzung der Häuser nachdenken.
Ein langer Leerstand würde eine negative Entwicklung in den Innenstädten beschleunigen, sagte Körner. Die erste Welle von Karstadt-Schließungen in der Vergangenheit habe gezeigt, dass einige Standorte durchaus auch kreative Lösungen gefunden hätten.
62 Filialen bundesweit betroffen
Schon länger kämpft die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof ums Überleben. Durch die Corona-Krise hat sich die Situation noch einmal deutlich verschlimmert: Die Umsätze sind dramatisch eingebrochen. Jetzt werden wohl Tausende Mitarbeiter ihren Job verlieren. Der Plan des letzten großen deutschen Warenhauskonzerns sieht vor, "zunächst 62 von 172 Filialen und zwei sogenannte Schnäppchencenter" in ganz Deuschland zu schließen.
Rund 6.000 Stellen in Gefahr
Die Schließungen seien "ohne Alternative, weil diese Filialen den Gesamtbestand des Unternehmens gefährden", sagte der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz am Freitag. Letztlich gehe es darum, das Unternehmen und damit viele Tausend Arbeitsplätze zu sichern. Zahlreiche Stellen gehen durch diesen Schritt jedoch auch verloren: Ver.di spricht von rund 6.000 Mitarbeitenden, denen der Jobverlust drohe. Insgesamt arbeiten im Konzern zurzeit 28.000 Menschen.
