Energiewende: Millionen-Förderung für Wasserstoff-Projekt in Göhl
Das Land Schleswig-Holstein fördert die Wasserstoffproduktion als Teil der Energiewende. Im ostholsteinischen Göhl erhielt ein Windparkbetreiber am Donnerstag einen Millionen-Bescheid.

In Schleswig-Holstein soll parallel zum Windkraftausbau eine Infrastruktur für grünen Wasserstoff entstehen. Das Land fördere dazu den Aufbau einer Wasserstoffproduktion mit einer Elektrolyseanlage im ostholsteinischen Göhl mit gut 4,3 Millionen Euro, sagte Energiewendeminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) am Donnerstag bei einem Besuch der Windpark Kremsdorf GmbH. "Ich freue mich, dass damit an der Ostküste ein neuer Hotspot für grünen Strom, grünen Wasserstoff und eine erfolgreiche Sektorenkopplung entstehen wird", erklärte Albrecht.
Produktion für Wasserstofftankstelle
In Göhl sollen künftig 326 Tonnen Wasserstoff im Jahr erzeugt werden. Die Gesamtinvestition beträgt rund 6,7 Millionen Euro. Die Nähe zur A1 und zu einem Unternehmenspark werde die Kopplung von Strom, Wärme und Mobilität ermöglichen, so Albrecht. Der mit Hilfe von Windstrom erzeugte Wasserstoff soll in zwei Jahren eine Wasserstofftankstelle für Lastwagen versorgen. Mit den 326 Tonnen Wasserstoff könnten 35 Lastwagen pro Tag betankt werden. Laut Albrecht handelt es sich um ein deutschlandweit einmaliges Projekt.
Zusammenhängendes Netz geplant
Hinter dem Projekt steht Landwirt und Windparkbetreiber Volker Friederichsen. Sein Team arbeitet seit zwei Jahren daran. "Wir waren sicher, dass der Markt sich positiv entwickeln würde", sagte Friedrichsen, "und es zeichnet sich jetzt auch ab, dass wir Wasserstoff in nächster Zeit vermehrt brauchen werden, vor allem für den Transport von Schwerverkehr." Aktuell arbeiten Deutschland, Dänemark, Schweden und Norwegen an einem zusammenhängenden Netz von Wasserstofftankstellen für den Lkw-Verkehr.
SH legt bei genehmigten Windkraftanlagen zu
Wenn grüner Wasserstoff Teil der Energiekette werden soll, werden künftig sehr große Mengen Wind- und Sonnenstrom gebraucht. Zuletzt hat Schleswig-Holstein bei den Genehmigungen neuer Windkraftanlagen zugelegt. Im Jahr 2021 seien 220 Windkraftanlagen mit 1,05 Gigawatt (GW) Leistung durch das Land neu genehmigt worden, teilte Albrecht mit. Im Vorjahr seien es 162 Anlagen mit 699 MW Leistung gewesen.
Aktuell sind in SH 3.000 Windkraftanlagen in Betrieb
Zum Vergleich: Das zum Jahresende aus der Produktion genommene Atomkraftwerk Brokdorf an der Elbe hatte eine Leistung von gut 1,4 GW. Aktuell sind nach Ministeriumsangaben rund 3.000 Windkraftanlagen in Schleswig-Holstein mit einer Gesamtleistung von 6,9 GW in Betrieb. "Wir sind auf einem sehr guten Weg, unser selbst gestecktes Ziel von 10 GW installierter Windkraft-Leistung an Land im Jahr 2025 zu erreichen", sagte der Energiewendeminister.
Kritik aus der SPD: Zuwachs nur dank Anlagentechnik
Der energiepolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag, Thomas Hölck, hatte den Ausbau der Windkraft im nördlichsten Bundesland zuvor als "zu langsam" bezeichnet. "Trotz aller PR-Aktivitäten" hinterlasse die Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP der nachfolgenden Landesregierung "eine fast unlösbare Aufgabe", so Hölck.
Nach Albrechts Besuch in Göhl kritisierte Hölck, dass die Anzahl der Genehmigungen im Jahr 2021 gerade einmal der Hälfte von 2014 entspreche. Der Zuwachs sei ausschließlich der Fortentwicklung der Anlagentechnik mit mehr Leistung geschuldet. "Das wäre ungefähr so, als ob eine Kfz-Zulassungsstelle ihren Fleiß nicht an der Anzahl der Zulassungen, sondern an den zugelassenen PS messen würde."
Bundesverband Windenergie fordert mehr Flächen
Der Leiter der Landesgeschäftsstelle des Bundesverbands Windenergie, Marcus Hrach, nannte die Entwicklung der Windenergie hingegen erfreulich. "Damit Schleswig-Holstein und Deutschland die Pariser Klimaschutzziele erreichen, brauchen wir ab sofort einen konstant starken Zubau für die nächsten Jahre." Es müsse jetzt gehandelt werden. Hrach forderte mehr und komplett bebaubare Flächen für die Windenergie. Zusätzlich müssten Genehmigungsverfahren vereinfacht und die Genehmigungsdauer verkürzt werden.
