Energiekrise: Steht Bau des Northvolt-Werks bei Heide auf der Kippe?
Das Unternehmen Northvolt sieht den Bau der geplanten Batteriefabrik bei Heide bei den aktuellen Strompreisen kritisch - und bringt auch die USA als möglichen Standort ins Gespräch. Die Landesregierung sieht das Projekt derzeit aber nicht gefährdet.
Die Energiekrise beeinträchtigt auch den Bau der geplanten Batteriefabrik bei Heide (Kreis Dithmarschen). Wegen der stark gestiegenen Energiepreise müsse neu kalkuliert werden, sagte ein Unternehmenssprecher von Northvolt auf Nachfrage. Ein möglicher Baubeginn Mitte kommenden Jahres ist daher offenbar derzeit unrealistisch, ebenso ein Produktionsbeginn der Batteriezellenfabrik Ende 2025. Northvolt-Chef Peter Carlsson brachte zudem die USA als möglichen Standort ins Gespräch. Dort gebe es deutlich höhere Subventionen für Batteriehersteller.
Landesregierung und Landrat weiter hoffnungsvoll
Entschieden sei aber noch nichts, sagte der Unternehmenssprecher. Man führe derzeit intensive Gespräche mit der Bundes-und der Landesregierung. Heide sei der beste Standort in Deutschland, aber die Rahmenbedingungnen hätten sich seit März gravierend geändert.
Die Landesregierung in Kiel bestätigte NDR Schleswig-Holstein ebenfalls, dass es weiterhin Gespräche mit dem Konzern gebe und man das Projekt derzeit nicht gefährdet sehe. "Die Ansiedlung zu realisieren, bleibt das Ziel aller Beteiligten. Auch Northvolt hat ja bereits angekündigt, weiter zum Standort Heide zu halten und diesen möglich machen zu wollen", beteuert Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). Die Rahmenbedingungen seien nun durch die deutlichen Subventionen in den USA schwieriger geworden. Daher "ist es jetzt an allen Beteiligten, die Wirtschaftlichkeit von energieintensiven Unternehmen in Deutschland zu gewährleisten und Anreize zu schaffen", so Günther. Insbesondere der Bund und die EU seien jetzt gefragt, Lösungen anzubieten.
Dithmarschens Landrat Stefan Mohrdieck (parteilos) ist dagegen angespannt: Die Nachricht sei ein schlechtes Signal für den Wirtschaftsstandort Dithmarschen, sagte er. Die USA bieten starke Anreize. "Und ich kann durchaus nachvollziehen, dass man da mal drüber nachdenkt. Für uns wäre es natürlich alles andere als gut, weil wir natürlich schon sehr viele Hebel in Bewegung gesetzt haben und auch sehr viel Hoffnung geweckt haben." Dennoch bleibt Mohrdieck hoffnungsvoll, dass Northvolt am Ende doch in Dithmarschen investiert.
Investitionsvolumen: 4,5 Milliarden Euro
Northvolt hatte im März angekündigt, bei Heide ein großes Batteriewerk errichten zu wollen. Der gute Ausbau der Windenergie an der Westküste war als ein wichtiger Standortvorteil genannt worden. Als Investitionsvolumen sind bis zu 4,5 Milliarden Euro im Gespräch. Der Bund und das Land Schleswig-Holstein haben Fördergelder in Höhe von 155 Millionen Euro in Aussicht gestellt, von denen der Bund 70 Prozent übernehmen sollte.
Aktuell gibt es nur eine Absichtserklärung mit der Landesregierung in Kiel. Northvolt hat bis Ende 2022 Zeit für eine endgültige Entscheidung. Der Bau der Firma könnte bis zu 3.000 Arbeitsplätze in die Region bringen. Zudem hofft das Land, dass sich Zulieferer ansiedeln. Northvolt ist auf dem Weg zur Elektromobilität Partner von Volkswagen. Die Niedersachsen sind mit 20 Prozent an dem Unternehmen aus Schweden beteiligt.