Seepferdchen-Abzeichen mit 55 Jahren geschafft
Seit Jahren hat Hauke Göttsch als schleswig-holsteinischer CDU-Abgeordneter im Landtag in Kiel an Debatten zum Schwimmunterricht für Kinder teilgenommen, fast niemand im Plenum kannte sein gut gehütetes Geheimnis. Der 55-Jährige konnte selbst nicht schwimmen. Anfang des Sommers outete sich Göttsch als Nichtschwimmer. "Ich hatte in der Schule zwei Jahre lang Schwimmunterricht. Aber da hat es überhaupt nicht geklappt. Alle fünf Nichtschwimmer der Klasse waren auch nach den zwei Jahren noch Nichtschwimmer", erinnerte sich der Bürgermeister der Gemeinde Ehndorf (Kreis Rendsburg-Eckernförde). Danach machte er erst einmal keinen weiteren Kurs. Göttsch vermutet, dass er durch einen Badeunfall im Alter von fünf Jahren eine kleine mentale Blockade erlitten hat. Seine Schwester musste ihn vor 50 Jahren aus einer Wehrau retten. 2014 scheiterte im Urlaub ein weiterer Versuch, schwimmen zu lernen.
Rund 20 Stunden Vorbereitung
Diesen Sommer traf sich Göttsch mit den Freibadbetreibern in Aukrug, um das Hygienekonzept zu begutachten. Er versprach, sich für eine Wiedereröffnung mit dem Konzept einzusetzen und nutzte die Chance: "Da stand meine jetzige Schwimmlehrerin daneben und da sagte ich: 'Und du bringst mir dann das Schwimmen bei!'" Wochenlang trainierte er im Wasser. "Ich habe es mir ein bisschen einfacher vorgestellt und dass es schneller geht. Aber es dauert", gab der Landtagsabgeordnete zu. Rund 20 Stunden benötigte er für die Prüfungsvorbereitung, Kinder brauchen ungefähr die Hälfte. Für Schwimmlehrerin Yvonne Götze nicht verwunderlich. "Erwachsene gehen mehr mit dem Kopf daran, die wissen, was im Wasser passieren kann. Kinder sind da freier", sagte Götze.
Aufnäher wird auf die Badehose genäht
Am Dienstag war dann der große Tag: Seepferdchen-Abnahme für Göttsch. Er war sichtlich aufgeregt. Der 55-Jährige meisterte jedoch alle drei Teilaufgaben im Aukruger Freibad: Kenntnisse der Baderegeln, Sprung vom Beckenrand mit anschließendem Schwimmen über 25 Meter und Herausholen eines Gegenstandes mit den Händen aus 1,20 Metern Tiefe. "Da bin ich auch ein wenig stolz drauf. Jetzt weiß ich, wie die kleinen Kinder sich darüber freuen", wirkte Göttsch erleichtert. Den orangenfarbenen Seepferdchen-Aufnäher will sein Patenkind auf seine Badehose nähen.
Göttsch will sich für mehr Schwimmunterricht einsetzen
Eine Botschaft hatte er aber noch für alle nicht-schwimmenden Erwachsenen: "Traut euch, einen Schwimmkurs zu machen, es gibt bestimmt Erwachsenen-Kurse. Besonders liegt mir aber am Herzen, dass die Kinder das lernen." Das will Göttsch auch mit in den Landtag nehmen und das Schwimmen stärker im Schulsport verankern.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hatten wir von einem Deal zwischen Herrn Göttsch und den Freibadbetreibern in Aukrug berichtet. Das Wort Deal konnte in diesem Zusammenhang missverstanden werden, darum haben wir die Stelle in dem Artikel konkretisiert.
