Die erste Frau an der Spitze der Uni Lübeck
von Antje Kasemeyer
Ein wenig angespannt wirkt sie schon, aber keineswegs nervös. "Ich bin noch nicht ganz so geübt darin, Interviews zu geben", gibt die neue Präsidentin der Universität zu Lübeck schmunzelnd zu. Jahrelang hat sie medizinisch-wissenschaftliche und hochschulpolitische Karriere gemacht, war Vize-Präsidentin für Forschung in Lübeck und steht auch als Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Humangenetik vor. Der 27. September 2017 hat Prof. Dr. Gabriele Gillessen-Kaesbach ein wenig mehr ins Rampenlicht befördert. Unter 17 Bewerbern wurde sie als einzige interne Kandidatin mit einem deutlichen Votum als erste Frau überhaupt an die Spitze der Universität Lübeck gewählt. Nun hat sie ihre Arbeit aufgenommen.
Viele Aufgaben für die neue Präsidentin
Und Gillessen-Kaesbach weiß, was da auf sie zukommt. Vor 54 Jahren begann die medizinische Akademie gerade einmal mit sieben Studenten der Humanmedizin. Sieben Mal wurde die heutige Uni schon umgewandelt und neustrukturiert. Vor acht Jahren drohte ihr sogar die Schließung. Obwohl sie exzellent war, schien sie nicht finanzierbar zu sein. Eine ganze Stadt kämpfte um ihre Uni und gewann.
Heute geht die Uni Lübeck auf die Marke von 5.000 Studenten und Studentinnen in mehr als 20 Studiengängen zu, sorgen über 700 Dozenten und Mitarbeiter dafür, dass Lübeck einen Spitzenplatz in der deutschen Hochschul-Rangliste einnimmt. Ein Millionenetat muss verwaltet und als erste Stiftungsuniversität in Schleswig-Holstein müssen enorme Drittmittel eingeworben werben.
Klinken putzen gehört zum Job
In Anbetracht dieser rasanten Entwicklung setzt "die Neue" auf Konsolidierung, um das Erreichte nun erst einmal zu festigen. Und auf "Internationales Fundraising", auch wenn dies ab und zu Klinken putzen bei potenziellen Geldgebern bedeutet. Die neue erste Repräsentantin setzt dabei auf Kommunikation, nicht nur in Kooperationen nach außen, sondern auch verstärkt nach innen. Das Miteinander stärken, als Team-Player arbeiten, damit betont sie freundlich, aber bestimmt die wichtigen Bausteine ihres Konzepts.
Sie will eine familienfreundlichere Hochschule
"Medizin ist weiblich, wenn man in die Hörsäle hineinschaut", sagt sie. Daher will die Präsidentin eine noch familienfreundlichere Hochschule schaffen. Als einzig interne Bewerberin der Kandidatenkür weiß sie natürlich um die Schwachstellen des Uni-Apparats - und dass da auch schon mal Gegenwind zu erwarten ist.
Wenn Gabriele Gillessen-Kaesbach sagt "Ich möchte eine Präsidentin für alle sein", bedeutet dies sicher nicht, dass sie es jedem dabei Recht machen kann und wird.
