"Wir für Rendsburg": Verein hilft Bedürftigen
In unserer Reihe "Nicht meckern, machen" stellt NDR Info Menschen oder Initiativen im Norden vor, die sich auf besondere Weise für andere einsetzen und sich engagieren. Die Vorschläge dazu kamen im Oktober von Ihnen, unseren Hörern. Der Verein "Wir für Rendsburg" hilft Bedürftigen mit Kleidung und Fahrrädern - aber nicht nur.
Der 17-jährige Saba steht in einem kleinen Container - ein Fahrradlager mit unzähligen aufgereihten, gebrauchten Rädern. "Ich bin hier, weil ich ein Fahrrad brauche. Ich mag es, wenn es sportliche Fahrräder sind", sagt Saba. Andreas Simon vom Verein "Wir für Rendsburg" holt ein Rad heraus, das Saba auf Anhieb gefällt - ein rotes Mountainbike. Eines aus einem normalen Fahrradladen für mehrere Hundert Euro könnte sich der Schüler nicht leisten.
"Die Räder hier sind teilweise noch nicht fertig", sagt Simon. Kleine Reparaturen macht er selbst, ehe sie verkauft werden. So auch im Fall des roten Mountainbikes. "Dafür würden wir dann 30 Euro nehmen."
Arbeitsloser Koch findet beim Verein neue Aufgabe
Simon ist beim Verein angestellt. Der 46-Jährige ist eigentlich Koch, verlor jedoch seinen Job, als er krank wurde. Bei "Wir für Rendsburg" hat er nach Jahren ohne Arbeit wieder eine Aufgabe gefunden. "Eigentlich ist das ein Traum", sagt Simon. "Ich mache Dinge, die ich vorher noch nie gemacht habe, mache was Sinnvolles, arbeite mit Menschen - mich bringt das voran."
Sein Chef ist Vereinsvorsitzender Steffen Uebelhör. Ein resolut und gleichzeitig freundlich wirkender Brillenträger mit St. Pauli-Schal und dunkler Tolle, die Frisur an den Seiten kurzgeschoren. Der 48-Jährige sieht seinen Verein als sozial-ökologisches Projekt. Kaputte Fahrräder werden repariert und genauso wie Second-Hand-Kleidung günstig an Bedürftige weiterverkauft; alte Hosen werden zu Taschen verarbeitet und unter anderem in einem Rendsburger Buchhandel verkauft.
Näherei, Kleiderladen, Fahrradwerkstatt: Alles ehrenamtlich

Näherei, Kleidungs-Shop, Fahrradwerkstatt und Lager sind in mehreren Container auf einem alten Rendsburger Kasernengelände eingerichtet. 15 ehrenamtliche Mitglieder machen beim Verein mit, dazu die drei Angestellten, deren Gehälter überwiegend übers Jobcenter finanziert werden. 2015 startete der Verein und versorgte vor allem Geflüchtete mit Kleidung, Haushaltsgegenständen und Fahrrädern - aber nicht nur.
"Wir haben Obdachlose eingekleidet und saßen zusammen und hatten eigentlich schon so ein bisschen resigniert", sagt Vereinsvorsitzender Uebelhör. "Aber wenn man dann hört, wie sich ein erwachsener Mann über ein Paar Schuhe freut, und der dann auch noch am Tag vorher Geburtstag hatte: Das ist das, warum wir es machen."
Bevor Steffen Uebelhör in Frührente ging, arbeitete er als Lagerleiter. Jetzt lebt er sein Organisationstalent hier im Verein aus - ein Ehrenamt in Vollzeit. "Ich mache eigentlich das, was ich schon immer hätte machen wollen. Und das ist eine gute Geschichte, und es füllt mich wirklich sehr aus."
Suche nach größerer Halle
Dank beharrlichen Klinkenputzens und Überzeugungsarbeit hat der Verein mittlerweile viele Unterstützer - in der Rendsburger Stadtvertretung, im Kreis oder auch im Einzelhandel. Immer wieder aufs Neue um Unterstützung und Spenden zu werben, kostet Steffen Uebelhör allerdings viel Zeit und Kraft.
"Es wäre auch schön, wenn wir jemanden finden könnten, der uns - vielleicht nicht umsonst, aber für kleines Geld - einen Platz zur Verfügung stellen könnte oder auch eine Halle", äußert Uebelhör einen Wunsch. 300 Quadratmeter müssten es schon sein, gerne auch ein bisschen mehr. "Weil wir unsere Nähwerkstatt haben, unsere Fahrradwerkstatt, unseren Shop, unser Lager, unsere Sozialräume mit unterbringen müssten - das wäre toll."
Hoffen auf Verlängerung der Kooperation mit dem Jobcenter
Er geht davon aus, dass durch die Pandemie immer mehr Rendsburger in finanzielle Schwierigkeiten kommen und rechnet mit mehr Kundschaft. Gleichzeitig läuft die Kooperation mit dem Jobcenter zum Ende des Jahres aus. Er hofft, dass sie verlängert wird und er Andreas Simon aus der Fahrradwerkstatt, die Kollegin in der Näherei und den Kollegen im Klamottenshop auch im nächsten Jahr wird beschäftigen können. "Ich bin immer optimistisch", sagt Uebelhör. "Geht nicht, gibt's nicht."
