Die Boßel-EM 2020 wirft ihre Schatten voraus
Für Spötter ist es noch nicht mal ein Sport - für Nordfriesen, Dithmarscher und Ostfriesen dagegen häufig ein Heiligtum: das Boßeln. Da ist es kein Wunder, dass die Europameisterschaft 2020 an Schleswig-Holsteins Westküste schon jetzt ihre Schatten vorauswirft. In zwei Jahren soll das "Kegeln à la Norddeutschland" in Meldorf, Süderhastedt (beide Kreis Dithmarschen) und in Kaltenhörn auf der Halbinsel Eiderstedt (Kreis Nordfriesland) stattfinden. Die Organisatoren rechnen für den 21. bis 24. Mai 2020 mit mehr als 3.000 Teilnehmern und Schlachtenbummlern. Und nach Informationen der "Dithmarscher Landeszeitung" ist die Arbeit der Veranstalter schon weit vorangeschritten.
Süderhastedt sticht Eiderstedt mit der Straße aus
Demnach ist zwischen den verschiedenen Gemeinden offenbar zwischenzeitlich fast so etwas wie ein Wettstreit um die bessere Boßel-Infrastruktur ausgebrochen. Eigentlich sollte die Disziplin Straßenboßeln in Eiderstedt über die Bühne gehen. Dort habe man aber keine Straße gefunden, die EM-Ansprüchen gerecht wird, sagte Reimer Diercks vom Boßel-Landesverband der Zeitung. "Für solch ein Großereignis sollte es auch schon gerne eine Bundes- oder Landesstraße sein." Süderhastedt hat eine passende Landesstraße zu bieten. Dort werden nun also die Straßenboßler unterwegs sein. In Kaltenhörn spielen die Feldboßler. Das Standboßeln findet im Stadion in Meldorf statt.
Teams aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen
Die Veranstalter erwarten unter anderem Teams aus Italien, Irland, den Niederlanden, der Schweiz - und Niedersachsen. Als regionale Spezialisten dürfen die Niedersachsen neben Schleswig-Holstein als eigenständiger Teilnehmer der EM antreten. Zuletzt stiegen die Kontinentalwettbewerbe im Boßeln in den Niederlanden (2016), Italien (2012), Irland (2008) und Niedersachsen (2004). Im Jahr 2000 war Schleswig-Holstein Gastgeber. Die Europameisterschaften finden alle 20 Jahre im nördlichsten Bundesland statt.
Den Römern flogen einst Lehmkugeln um die Ohren
Das Boßeln hat eine lange Tradition: Als die Römer Friesland erobern wollten, flogen ihnen plötzlich getrocknete Lehmkugeln um die Ohren. Darauf waren die Angreifer nicht vorbereitet: Sie ergriffen die Flucht. So erzählen es Aufzeichnungen römischer Historiker. Die Tradition hat sich gehalten: Etwa 2.000 Jahre später fliegen die Kugeln immer noch. Allerdings sind die nicht mehr aus Lehm, sondern aus Gummi oder Kunststoff.