Betten und Klinikpersonal stehen auf einem Krankenhaus-Flur © dpa Foto: Gero Breloer

Corona sorgt für Personal-Engpässe in Praxen und Kliniken

Stand: 29.06.2022 17:32 Uhr

Die derzeitige Corona-Welle macht den Krankenhäusern in Schleswig-Holstein zu schaffen. Zum einen sind immer mehr Patientinnen und Patienten mit Corona auf den Stationen, zum anderen fallen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wegen einer Erkrankung aus.

Schleswig-Holsteins neue Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) betont, dass die Lage in den Kliniken landesweit sehr angespannt ist. Sie rief die Bevölkerung dazu auf, zu helfen. "Wer krank oder infiziert ist, sollte zu Hause bleiben, um die Weitergabe der Infektion zu bremsen. Sie appellierte, bei einer Corona-Erkrankung auch nach der fünftägigen verpflichtenden Isolation zu Hause zu bleiben, wenn ein Selbsttest weiterhin positiv ist oder wenn weiter Symptome vorliegen. Der Kieler Gesundheitsdezernent Gerwin Stöcken rief dazu auf, nicht zwingend notwendige Arztbesuche zu verschieben.

UKSH schließt Stationen

Konkret schließt das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) an den beiden Standorten Kiel und Lübeck Stationen - wegen vieler Corona-Fälle in der Belegschaft. Auch das Patientenaufkommen in der Notaufnahme und in der stationären Versorgung sei erheblich gestiegen, teilte das Klinikum am Mittwoch mit. Deutlich mehr Patientinnen und Patienten müssten mit und wegen einer Corona-Infektion mit hohem Aufwand versorgt werden. Das Uniklinikum kündigte an, dass es zu Wartezeiten und Einschränkungen in der Versorgung planbarer, nicht verschiebbarer Eingriffe oder von Arztbesuchen kommen werde.

Gegebenenfalls sollen zudem vorerst nur noch dringliche, nicht verschiebbare Operationen erfolgen. Den Mitarbeitern wurden alle Dienstreisen bis auf Weiteres untersagt. "Wir brauchen in den Kliniken und Notaufnahmen derzeit alle Kapazitäten, um relevante akute Erkrankungen mit dem vorhandenen Personal versorgen zu können", hieß es vom UKSH.

Angespannte Situation auch im Städtischen Krankenhaus

Betroffen von einer angespannten personellen Situation seien außerdem die Feuerwehr mit dem Rettungsdienst, das Städtische Krankenhaus, das Lubinus Clinicum und die niedergelassenen Ärzte, teilte die Landeshauptstadt Kiel mit. Auch am Städtischen Krankenhaus müssten Operationen verschoben werden. "Die Notfallversorgung ist jedoch gewährleistet, wobei mit längeren Wartezeiten gerechnet werden muss", hieß es aus dem Krankenhaus.

Lubinus Clinicum schließt drei OP-Säle

Im Lubinus Clinicum mussten aufgrund des Personalmangels zwei Stationen und drei Operationssäle geschlossen werden, die Notfallversorgung sei aber vollständig gesichert, hieß es. Alle Kliniken riefen dazu auf, erprobte Schutzmaßnahmen gegen die Corona-Infektion wieder sehr ernst zu nehmen und mit jeder nicht hoch bedrohlichen Erkrankung die Notaufnahmen zu meiden. Im Kieler Rettungsdienst können die personellen Engpässe durch Personalverschiebungen innerhalb der Berufsfeuerwehr noch kompensiert werden.

So werden die Indikatoren berechnet

  • Unter der 7-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen versteht man die Zahl der Corona-Fälle, die in den vergangenen sieben Tagen an das Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet wurde, geteilt durch die Zahl der Einwohner, multipliziert mit 100.000. Um das Fehlen von Nachmeldungen auszugleichen, sortiert der NDR die Fälle nach dem Datum, an dem sie vom RKI berichtet wurden, nicht nach dem Tag, an dem das örtliche Gesundheitsamt von dem Fall erfuhr. Die Werte können daher von jenen des RKI abweichen. Nähere Infos zu diesem Vorgehen finden Sie hier.
  • Für die Auslastung der Intensivbetten mit Covid-Patienten wird die aktuelle Zahl der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen durch die Zahl der verfügbaren Erwachsenen-Intensivbetten geteilt und mit 100 multipliziert. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) empfiehlt für eine möglichst realistische Einschätzung der Lage, nur die Erwachsenenbetten zu berücksichtigen.
  • Für die Hospitalisierungsrate wird die Zahl jener Menschen, die mit Covid-19 in den vergangenen sieben Tagen im Krankenhaus aufgenommen wurden, durch die Zahl der Einwohner geteilt und mit 100.000 multipliziert. Allerdings beinhaltet die Rate einen sehr starken Meldeverzug. Um diesen methodischen Fehler auszugleichen, zeigt NDR.de Schätzungen zusätzlich zu den offiziellen Werten.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 29.06.2022 | 17:00 Uhr

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