Northvolt LabsExterior © Northvolt

Batteriefabrik bei Heide: Geschäftsführer stellt Northvolt-Pläne vor

Stand: 20.06.2022 18:15 Uhr

Die Firma Northvolt will im Kreis Dithmarschen eine Batteriefabrik bauen. Seit Montag können Interessierte die Pläne dafür im Amt Heide-Umland einsehen. Geschäftsführer Peter Carlsson im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein.

von Jonas Salto

Seit dem Frühjahr ist bekannt, dass das schwedische Unternehmen Northvolt eine riesige Produktion für E-Batterien plant - auf dem Gelände der Gemeinden Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden bei Heide im Kreis Dithmarschen. Bis zu 3.000 Arbeitsplätze sollen dort entstehen, eine Million Zellen für Elektroautos produziert werden. Am Montag ist die Öffentlichkeitsbeteiligung gestartet. Die Pläne liegen im Amt Heide-Umland - für jeden Interessierten einsehbar.

Bisher gibt es zwar nur eine Absichtserklärung des Unternehmens, aber die Idee hat die ganze Region elektrisiert: In den Gemeinden, dem Amt Heide-Umland, bei Kreis, Land und Bund arbeiten sie auf Hochtouren, um ein endgültiges "Ja" von Northvolt für die Produktionsstätte zu bekommen. Bund und Land haben schon Fördergelder in Höhe von 155 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Northvolt Visualisierung der Fabrik in Heide. © Northvolt
Northvolt plant eine sogenannten Gigafactory - und eine Recycling-Anlage für alte Batterien. So könnte der Bau aussehen.

Aber was ist das für ein Unternehmen? Wer steckt dahinter, welche Ideen, welche Visionen? Darüber hat NDR Schleswig-Holstein mit dem Geschäftsführer des Unternehmens, Peter Carlsson, gesprochen.

Northvolt - ein junges Unternehmen mit großem Ziel

Im Dezember 2015 unterzeichneten 195 Nationen das Pariser Klimaabkommen mit dem Ziel, die Erderwärmung zu begrenzen und den Klimawandel zu stoppen. Nur wenige Wochen später gründet Peter Carlsson zusammen mit Paolo Cerruti - beides ehemalige Manager des E-Auto-Herstellers Tesla - ihr Unternehmen mit dem Ziel, die nachhaltigsten E-Batterien der Welt zu bauen. Inzwischen hat das Unternehmen mehrere Standorte, unter anderem die Firmenzentrale mit Entwicklungszentrum in der Nähe der schwedischen Hauptstadt Stockholm und Produktionsstätten in Danzig (Polen) und Skellefteå (Schweden).

Standortvorteil der Region Heide: Grüne Windenergie

Northvolt hat nach eigenen Angaben sehr viel Zeit in die Suche nach einem passenden Standort für eine weitere Fabrik investiert. Die Region Heide hat dabei mehrere Vorteile, erzählt Peter Carlsson: "Wir sahen die Möglichkeit, Batterien in einem Umfeld zu produzieren, wo erneuerbare Energie verfügbar ist. So können wir sehr nachhaltig Batterien produzieren."

Und nicht nur das: "Mit Heide haben wir einen Standort gefunden, bei dem wir das Gefühl haben, dass die Gemeinde und die Region wirklich wollen, dass wir kommen. Wir haben eine Region gefunden, die bereits einen Energieüberschuss hat, was einzigartig in Deutschland ist - mit der Offshore-Windenergie und Nordlink. Wir denken, dass die Kombination Heide und Hamburg attraktiv für Ingenieur-Talente sein wird." Denn Mitarbeitende hätten so auch die Möglichkeit, in einer Großstadt wie Hamburg zu leben und gleichzeitig für Northvolt rund 100 Kilometer entfernt zu arbeiten.

In Deutschland gibt es laut Peter Carlsson viele talentierte Ingenieure, die Northvolt für sich gewinnen möchte. Gleichzeitig sagt er aber auch: "Der Nachteil im Moment sind die Kosten für die Herstellung in Deutschland. Energiepreise sind höher, Ingenieure und Arbeitskräfte sind teurer als beispielsweise in Osteuropa." Northvolt geht aber davon aus, dass mit einem höheren Level an Automatisierung die höheren Kosten kompensiert werden können.

Mitarbeiter aus der ganzen Welt nötig

Peter Carlsson war früher Verkaufsleiter des US-Elektroauto-Herstellers Tesla. Dort habe er gelernt, dass die Suche nach Mitarbeitenden auf dem lokalen Markt oft nicht ausreicht. Für bestimmte Kenntnisse müsse man weltweit suchen. "Wir haben ein sehr, sehr internationales Team. Wir haben über 100 Nationalitäten, die hier zusammenkommen, die alle eine große Leidenschaft für unsere Mission haben", erklärt er.

Allein im vergangenen Jahr hat Northvolt nach eigenen Angaben über 1.800 neue Mitarbeitende eingestellt, 100.000 Menschen hätten sich beworben. Die große Job-Nachfrage erklärt sich der Geschäftsführer so: "Leute werden von der Möglichkeit angezogen, Einfluss auf die Nachhaltigkeit nehmen zu können, Einfluss auf die womöglich größte Herausforderung in unserer Zeit: Die Klimakrise." Außerdem biete Northvolt den Angestellten Anteile des Unternehmens an. Die in Heide geplanten 3.000 Mitarbeitenden brauche Northvolt nicht am ersten Tag, so Carlsson. Aber nach und nach sollen diese Mitarbeitende am neuen Standort benötigt werden.  

Heide und Fabrik-Standort in Skellefteå haben viele Gemeinsamkeiten

Die erste Produktionsstätte von Northvolt steht im schwedischen Skellefteå, eine kleine Stadt mit rund 35.000 Einwohnern weit oben im Nordosten. Dort gibt es zwar keine Großstadt wie Hamburg in der Nähe, dafür aber Städte mit Einwohnerzahlen zwischen 76.000 und 150.000. Aus diesen Städten pendeln nach Angaben von Northvolt auch einige Mitarbeitende nach Skellefteå. Weiter sagt Peter Carlsson über die Gemeinsamkeiten zwischen Heide und Skellefteå: "Die Reaktionen in Heide und auch der Politik waren ähnlich begeistert wie in Skellefteå. Auch dort gab es große Zustimmung zu unseren Plänen. Und an beiden Standorten greift Northvolt auf grüne Energien zurück. Insbesondere Wasserkraft. Rund um Skellefteå gibt es mehrere Wasserkraftwerke."

Größte Herausforderungen: Infrastruktur und Wohnangebot

In Skellefteå hat das Unternehmen nach Angaben von Peter Carlsson gemerkt, dass das Wohnangebot die größte Herausforderung war. Deswegen würden sie am geplanten Standort bei Heide direkt mit den Wohnraum-Planungen anfangen. Als Wohnort käme aber nicht nur Heide in Frage, sondern auch sämtliche Städte entlang der Bahnstrecke zwischen Heide und Hamburg sowie zwischen Heide und Neumünster. Deswegen sei eine schnellere Zugverbindung zwischen Hamburg und Heide so wichtig für das Unternehmen. Aber auch ein Industriegleis von Tiebensee (Kreis Dithmarschen) bis auf das geplante Werksgelände. Durch die Fabrik werde sehr viel Logistikverkehr anfallen und wenn dieser größtenteils über die Schiene abgefertigt werden könne, sei die zusätzliche Belastung auf den Straßen überschaubar, so die Erklärung von Northvolt.

Kreistag befürwortet Ausbau des Schienennetzes

Das befürwortet auch der Dithmarscher Kreistag. Vergangenen Donnerstag haben die Abgeordneten eine Resolution dazu verabschiedet. Die Politiker setzen sich nun beim Land, dem Bund und der Deutschen Bahn für den Ausbau des Schienennetzes und die Elektrifizierung einiger Abschnitte ein sowie eine höhere Taktung der Züge.  

Bis Ende des Jahres will sich das schwedische Unternehmen Northvolt entscheiden, ob sie eine weitere Batteriefabrik in Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden vor den Toren Heides errichten werden. Danach gefragt, wie wahrscheinlich ein Ja von Peter Carlsson am Ende ist, sagt er NDR Schleswig-Holstein: "Ich meine, wir arbeiten im Moment mit der Annahme, dass Heide der Standort sein wird. Und wir haben zum jetzigen Zeitpunkt keine Anzeichen dafür, dass dort große Steine im Weg zur Gründung liegen werden."

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Schleswig-Holstein Magazin | 20.06.2022 | 19:30 Uhr

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