Ein Demonstrant am Bahnhofswald in Flensburg. © Benjamin Nolte (noltemedia)

Flensburger Bahnhofswald: Baumbesetzer verlassen Gelände

Stand: 23.02.2021 17:50 Uhr

Die Räumung des besetzten Flensburger Bahnhofswalds ist abgeschlossen. Die letzten beiden Baumbesetzer verließen das Gelände freiwillig. Sie wollten einen Hotelneubau verhindern.

Auf dem Nachrichtendienst Twitter haben die Baumbesetzer bekanntgegeben, dass sie das Gelände verlassen haben. Somit können zum ersten Mal seit vergangenem Oktober die Bäume ohne Störungen gefällt werden. Alle Baumhäuser seien zurückgebaut worden, teilte die Polizei mit. Zuvor war die von Protesten begleitete Räumung des besetzten Flensburger Bahnhofwaldes durch die Polizei am späten Montagnachmittag unterbrochen worden.

Die Besetzer demonstrieren nach eigenen Angaben gegen die Rodung von Bäumen für einen Hotel- und Parkhausneubau. Die Investoren haben seit dem Sommer vergangenen Jahres Baurecht.

Widerspruch gegen Baugenehmigung am Flensburger Bahnhof

Am Dienstag hat der BUND Schleswig-Holstein bei der Stadt Widerspruch gegen die Baugenehmigung für das Hotelprojekt am Flensburger Bahnhof eingereicht. Begründung: Es fehlt noch ein Gutachten des Investors. Dieses soll belegen, dass eine Quelle auf dem Gelände sowie der Steilhang durch den Bau nicht beeinträchtigt werden. Ein Stadtsprecher bestätigte das Fehlen des Gutachtens - wies aber darauf hin, dass der Investor vorher ohnehin nicht bauen dürfe. Die Stadt prüft jetzt den Widerspruch des BUND.

Etliche Proteste im Laufe des Tages

Am Montag hatten insgesamt neun Demonstranten versucht, über den Zaun auf das Gelände des Bahnhofswaldes einzudringen. Alle wurden in Gewahrsam genommen. Zuvor hatten einzelne Demonstranten die ZOB-Kreuzung für den Verkehr blockiert. In der Nähe des Bahnhofswaldes kam es laut Polizei im Laufe des Tages immer wieder zu kleineren, friedlichen Protesten. Die Rodung von Büschen und einzelnen Bäumen ging unterdessen weiter, unter den Augen der Polizei.

Sonntag: Kleinbus steht in Flammen

Am Sonntagabend war es offenbar zu einem Brandanschlag gekommen. Ein Kleinbus der Sanitärfirma eines Hotelinvestors ging nahe des Alten Gymnasiums gegen 20 Uhr in Flammen auf. Über die genaueren Hintergründe ist noch nichts bekannt. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

Schon im Januar gab es eine anonyme Ankündigung im Internet, Autos anzuzünden. Auch ein großes Banner gegenüber vom Bahnhofswald trägt diese Botschaft. Die Protestierenden veröffentlichen Telefonnummern und Anschriften von Firmen, die an der Rodung beteiligt sind.

Kritik an Oberbürgermeisterin Lange

Oberbürgermeisterin Simone Lange (SPD) hatte am Sonntag verdeutlicht, dass die Kontakt- und Ausgangssperre für alle gelte. Der Infektionsschutz habe Priorität. Projektgegner nennen sie häufig "Waldzerstörerin" und werfen ihr Wortbruch vor, weil sie angeblich verspochen habe, nicht zu räumen. Gleichzeitig wird Lange kritisiert, weil es durch die Räumung zu Menschenansammlungen kommt, die Räumung früher hätte erfolgen können und auch weil sie überhaupt mit den Besetzern verhandelt hat.

Private Räumung war gestoppt worden

Am Sonntag hatte die Stadtverwaltung die verbleibenden Baumhausbewohner offiziell aufgefordert, das Gelände zu verlassen. Einzelne Besetzer waren daraufhin freiwillig gegangen, andere blieben. Deshalb fingen die Polizisten an, den Bahnhofswald zu räumen. Am Freitag hatte die Stadt die Hotelinvestoren dabei gestoppt, das Gebiet mit privaten Sicherheitsleuten zu räumen.

Gegner argumentieren mit Naturschutz

Gefällt wird per Definition kein Wald - der liegt weiter hinten im Gelände. Es geht um Bäume, von denen einige eine relevante Größe haben. Die Projektgegner argumentieren mit Naturschutz - etwa dem Schutz von Fledermäusen - und dem Klimaschutz. Außerhalb des Stadtzentrums soll allerdings um ein Vielfaches Ausgleich geschaffen werden.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 23.02.2021 | 07:00 Uhr

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Eine junge Frau deckt den Tisch in einem Gastronomiebetrieb. © NDR

Generation Z und der Tod der Gastronomie in SH

Die ab 1995 Geborenen wollen bessere Arbeitsbedingungen und verhandeln mit ihren Arbeitgebern. Da Fachpersonal fehlt, haben sie eine gute Verhandlungsposition. mehr

Videos