Bomben werden lokalisiert und entschärft. © NDR

Arbeitsreiches Jahr für Sprengstoff-Experten

Stand: 29.12.2021 14:40 Uhr

Im Jahr 2021 hat der Kampfmittelräumdienst wieder zahlreiche explosive Überreste aus dem Zweiten Weltkrieg unschädlich gemacht. Die Experten arbeiten mittlerweile mit modernster Technik. Doch es gibt noch viel zu tun.

Bombenentschärfungen gehören in Schleswig-Holstein fast schon zum Alltag. Insgesamt 22 dieser sogenannten Großkampfmittel konnten die Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes (KMR) bis zum November dieses Jahres entschärfen. Es sind aber nicht nur die Fliegerbomben, welche die Sprengstoffexperten beschäftigen. Auch Weltkriegsmunition wird jedes Jahr von ihnen geborgen und entsorgt - etwa 50.000 bis 60.000 Stück. Die abschließenden Zahlen für das aktuelle Jahr werden nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) nach einer statistischen Auswertung Anfang 2022 erwartet.

Schleswig-Holstein führend in der Luftbildauswertung

Luftbildauswerter Henning Dörner schaut auf ein Luftbild auf einem PC-Monitor. © NDR Foto: Christoph Klipp
Sichtet viele Fotos nach möglichen Fliegerbomben: Luftbildauswerter Henning Dörner.

Wird ein Verdachtsfall gemeldet, kommen die Luftbildauswerter des KMR zum Einsatz. Mithilfe historischer Dokumente über Abwurfstellen und über 70.000 Kriegsluftbildern untersuchen sie die entsprechende Fläche nach möglichen Blindgängern. Eine umfangreiche Suche, denn von den Millionen von Bomben und Granaten, die von den Alliierten im Zweiten Weltkrieg abgeworfen wurden, detonierten etwa 10 bis 15 Prozent nicht. Teilweise sind für eine Fläche mehrere Hundert Bilder vorhanden, die außerdem in chronologischer Reihenfolge gesichtet werden müssen. Um diese gewaltigen Datenmengen zu bewältigen, greifen die Experten auf das Kampfmittelinformationssystem (KIS-SH) zurück. Mitunter werden bei der Untersuchung auch Zeitzeugenberichte herangezogen.

Evakuierungen an der Tagesordnung

Wird eine Bombe gefunden, müssen Anwohner häufig ihre Wohnung verlassen. Im Jahr 2020 kam dies 25 Mal vor. Dieses Jahr könnte die Zahl laut LKA sogar noch getoppt werden. Die Entscheidung, wie groß im Einzelfall der Radius für die Evakuierung um die Fundstelle ausfällt, richtet sich dabei maßgeblich nach der Bebauung. Auf freieren Flächen fällt die Gefahr durch Splitter tendenziell größer aus. Deshalb gilt: Je dichter ein Gebiet bebaut ist, desto geringer der nötige Schutzkreis. Mit Ausnahme einiger weniger kontrollierter Sprengungen, beispielsweise 2020 in Kiel Dietrichsdorf, ist es in Schleswig-Holstein bisher allerdings zu keiner Detonation in Folge einer Entschärfung gekommen.

Lange Wartezeit für neue Anträge

Häufig sind Bauarbeiten der Anlass mit dem die Arbeit des Kampfmittelräumdienstes beginnt. 90 Gemeinden in Schleswig-Holstein gelten aufgrund ihrer "Bombenlast" als überprüfungspflichtig. Wer hier etwas Bauen möchte, muss die Fläche vorher begutachten lassen - und das kann dauern. Nicht etwa, weil der Prozess selbst so umfangreich wäre - für eine Fläche von 700 Quadratmeter veranschlagt der Kampfmittelräumdienst nach eigenen Angaben zwei bis drei Stunden -, sondern weil der Stapel an Anträgen inzwischen beeindruckend hoch ist.

Allein in diesem Jahr werden laut LKA voraussichtlich um die 10.000 Anträge auf Luftbildauswertung beim Kampfmittelräumdienst eingegangen sein. Insgesamt 14 Luftbildauswerter arbeiten diese große Menge an Anträgen ab. In der Spitze kam es 2021 dennoch zu einer Bearbeitungsdauer von 27 Wochen, teilte ein LKA-Sprecher mit. Aktuell wird auf der Website des Kampfmittelräumdienstes ein Zeitraum von 20 Wochen angegeben.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 29.12.2021 | 09:30 Uhr

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