Aminata Touré - selbstbewusst und rhetorisch sicher
Aminata Touré ist Grünen-Mitglied und Sprecherin der Landtagsfraktion für Migration, Antirassismus, Kinder, Jugend und Queerpolitik. Mit 26 Jahren wurde sie zur Vizepräsidentin des Landtages in Schleswig-Holstein gewählt.
"Wir wollen natürlich stärkste Kraft werden." Für Aminata Touré steht das Ziel für die kommende Landtagswahl im Mai in Schleswig-Holstein fest. Und sie will daran mitwirken. Als Duo, gemeinsam mit Monika Heinold an ihrer Seite. Vor fünf Jahren kannten in Schleswig-Holstein nur einige wenige bei den Grünen Aminata Touré, heute ist sie bundesweit bekannt und anerkannt. Dabei hat sie auch andere Erfahrungen gemacht, sagt die 28-Jährige. "Mir wurden im Leben häufig Dinge nicht zugetraut, weil ich eine Frau und weil ich schwarz bin."
Aber sie hat Skeptiker eines Besseren belehrt. Aminata Touré ist Vize-Präsidentin im schleswig-holsteinischen Landtag, setzt sich als Abgeordnete unter anderem für die Themen Migration und Flucht, Antirassismus, Frauen und Gleichstellung ein. Und sagt selbstbewusst: "Der Eindruck, den ich gewonnen habe, ist, dass es mir eigentlich ganz gut gelungen ist, mit Menschen im Austausch für Lösungen zu sorgen. Und deswegen habe ich Lust auch eine Spitzenkandidatur mit zu übernehmen."
Eltern aus Mali geflüchtet
Ihr Lebensweg war nicht vorgezeichnet - vielmehr war der Start schwerer als bei anderen Kindern. 1992 wurde Aminata Touré in Neumünster geboren. Ihre Eltern waren erst im selben Jahr aus Mali nach Deutschland geflohen. In den ersten fünf Jahren lebte sie gemeinsam mit ihrer Familie in einer Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge. Sie durfte nicht in den Kindergarten gehen, war bis zu ihrem zwölften Lebensjahr immer wieder davon bedroht, abgeschoben zu werden. Prägende Jahre: "Wenn man so wie ich beispielsweise auch zur Schule gegangen ist und jeden Tag ein bisschen mit der Angst nach Hause gegangen ist, könnte es sein, dass ich morgen abgeschoben werde in ein Land, das ich gar nicht kenne, aber das das Land meiner Eltern ist, die Heimat meiner Eltern. Das ist natürlich auch eine schwierige Situation, in der man sich befindet."
Ihre Mutter habe ihr und ihren Geschwistern beigebracht, immer etwas mehr leisten zu müssen und besser zu sein als andere, beschreibt Aminata Touré ihre Kindheit. Sie ist dankbar für die Unterstützung, die sie zu Hause erfahren hat und für die Chancen, die ihr gegeben wurden und die sie sich erarbeitet hat.
Emotionaler Moment im Landtag 2017
Nach ihrem Abitur 2011 studierte Aminata Touré Politikwissenschaft und Französische Philologie und schloss das Studium 2016 mit dem Bachelor ab. Parallel startete sie ihre politische Karriere als Mitglied und Sprecherin der Grünen Jugend in Kiel. Es folgte dann die Kandidatur für die Landtagswahl 2017 - ein Schritt, der sie Mut gekostet habe, wie sie es beschreibt. Der erste Tag im Landtag war ein großer und emotionaler Moment - es sei ihr eine unglaubliche Ehre. "Und dieser Moment, als ich vereidigt wurde, das habe ich mir geschworen, wird kein Tag sein, der nur für meine Familie und mich besonders sein wird. Sondern ich werde dieses Privileg, Politik machen zu dürfen und Abgeordnete sein zu können, für diejenigen nutzen, die dieselben Erfahrungen gemacht haben wie meine Familie und ich."
Gesagt, getan: Im Februar 2019 konnte man im Schleswig-Holsteinischen Landtag sehen, was sich Aminata Touré darunter vorstellt. Gemeinsam mit der Grünen Landtagsfraktion organisierte sie im Landeshaus an der Kieler Förde eine Antirassismuskonferenz. So bunt und vielfältig ging es selten im Landtag zu. Hip Hop Musik schallte durch die hohen Räume, mehr als 500 Menschen nahmen an Workshops und Podiumsdiskussionen teil und suchten gemeinsam nach Lösungen im Kampf gegen Rassismus.
Mit 26 Jahren Vize-Landtagspräsidentin
Seit August 2019 ist Aminata Touré Vize-Präsidentin im Schleswig-Holsteinischen Landtag. Die erste afrodeutsche und mit damals 26 Jahren die jüngste in Deutschland. Seitdem sorgt sie auch bei hitzigen Plenardebatten für Ordnung und vertritt das Parlament nach außen. Aminata Touré bezeichnet sich selbst als Herzblutparlamentarierin - ihr sei das Parlament extrem wichtig. Ihres Erachtens sollte es noch eine viel größere Rolle im demokratischen System haben - und eine größere Wahrnehmung.
Ihr Herzensthema bleibt der Kampf gegen Rassismus und gegen Rechts. Aminata Touré ist sich ihrer Rolle bewusst. Sie sei nicht die Regel, sondern die Ausnahme: "Ich glaube, es ist immer fatal, so zu tun, als würde man keine strukturellen Probleme mehr haben, weil eine Person es geschafft hat, irgendein Amt innezuhaben." Sie will anderen Menschen Mut machen, Politik zu machen und sich einzubringen.
Auch Buchautorin steht in der Vita
Dafür nutzt sie zum einen die politische Bühne, zum anderen ist sie im August 2021 unter die Schriftsteller gegangen. Der Titel ihres Buches: "Wir können mehr sein. Die Macht der Vielfalt." Darin beschreibt sie ihren außergewöhnlichen Werdegang, die Herausforderungen der Gesellschaft und ihre Ideen für ein anderes Miteinander. Auch lyrische Texte, die sie seit ihrer Jugend schreibt, fließen ein.
Es ist eine politische Karriere im Zeitraffer, die Aminata Touré hingelegt hat. Abgeordnete, Landtagsvizepräsidentin und in Berlin verhandelt sie aktuell die Themen Gleichstellung und Vielfalt mit für eine mögliche Ampelkoalition im Bund. Nun der nächste Schritt, die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl gemeinsam mit Monika Heinold. Sie stehe absolut bereit, sagt Aminata Touré.
