Stand: 29.07.2020 13:15 Uhr

Verseuchtes Wasser: Emlichheim wartet auf Antworten

Vor einem Jahr, am 29. Juli 2019, kam es ans Licht: Auf der Förderstelle Emlichheim (Grafschaft Bentheim) des Konzerns Wintershall DEA sind zwischen 2014 und 2018 bis zu 220 Millionen Liter Wasser ausgetreten. Dabei handelte sich um verseuchtes Lagerstättenwasser, das aufgrund eines verrosteten Rohres in den Untergrund fließe konnte. Schädliche Folgen für Mensch und Umwelt schließen die Behörden bislang zwar aus - doch immer sind noch viele Fragen offen.

"Warum überwacht Firma sich selbst?"

"Warum wurde der Schadensfall erst Jahre später angezeigt? Warum darf die betreffende Firma sich letztlich selbst überwachen? Wann legt das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG, Anm. d. Red.) ein Konzept vor, wie solche Bohrungen sicher und zuverlässig betrieben und überwacht werden können?" Diese Fragen stellt etwa die Fraktion der Grünen im Kreistag Grafschaft Bentheim - und wartet immer noch auf Antworten.

LBEG: "Aussage trifft nicht zu"

Nachfrage beim LBEG, der zuständigen Aufsichtsbehörde. Zur ersten Frage gibt es keine Antwort - mit Hinweis auf laufende Ermittlungen. Die zweite Frage beantwortet das Landesamt so: "Wesentliche Elemente der behördlichen Überwachung sind Genehmigungen und behördliche Inspektionen. Die Aussage, es gebe keine externen und unabhängigen Überprüfungen, trifft also nicht zu."

Neue Tiefbohrverordnung muss noch abgestimmt werden

Das fragliche Konzept zur Sicherheit bei Bohrungen habe das LBEG erstellt; es sei dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium zur Genehmigung übersandt. Dort bestätigt man den Eingang. "Das LBEG hat uns im Juni 2020 einen Entwurf zur Anpassung des BVOT (Tiefbohrverordnung, Anm. d. Red.) vorgelegt. Diesen Entwurf beziehungsweise die darin vorgesehenen Änderungsvorschläge müssen wir aber noch mit dem LBEG erörtern", teilte das Ministerium mit.

Auf dem Betriebsgelände der Wintershall Dea in Emlichheim sind die Türme zweier Erdöl-Tiefpumpen zu sehen. © dpa - Bildfunk Foto: Mohssen Assanimoghaddam
Was ist in Emlichheim passiert? Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt in dem Fall. (Archiv)
Staatsanwaltschaft wartet auf Stellungnahme

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hatte im vergangenen Jahr Ermittlungen in der Angelegenheit aufgenommen. Hier liege bislang aber noch kein Bericht vor, so Behördensprecher Alexander Retemeyer. "Wir warten noch auf eine Stellungnahme des Bergamtes", sagte Retemeyer NDR.de. Danach erst könne weitergearbeitet werden. Einen konkreten Termin könne er derzeit noch nicht nennen.

Bislang offenbar keine Anzeichen für Rückstände

Erste Ergebnisse zu Bodenuntersuchungen bei Erdölförderstellen im Bereich Emlichheim hat das LBEG mittlerweile vorgelegt. Tenor: keine Auffälligkeiten. Das Grundwasser an 28 Brunnen-Standorten sei untersucht worden. Dabei wurden "keine Anzeichen für Rückstände aus Lagerstättenwasser (...) festgestellt", hieß es. Weitere Untersuchungen sollen folgen.

Sanierung offenbar im Plan

Der Betreiber der Förderstelle, der Förderkonzern Wintershall Dea, hatte im vergangenen Jahr ein Sanierungskonzept vorgelegt. Die Arbeiten auf dem Erdölfeld gehen offenbar voran. "Alles liegt im ordnungsgemäßen Bereich, alles, was vereinbart wurde, wird auch abgearbeitet", sagte die Bürgermeisterin der Samtgemeinde Emlichheim, Daniela Kösters (parteilos). Auch ein Sprecher des Landkreises Grafschaft bestätigte, dass die Arbeiten im Plan lägen.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Osnabrück | 29.07.2020 | 08:00 Uhr

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