Osnabrück: Wird "Villa Schlikker" NS-Gedenkstätte?
Die Stadt Osnabrück hat am Montag erste Ideen zu einer neuen NS-Gedenkstätte in ihrem Museumsquartier vorgestellt. Es geht um die "Villa Schlikker", der früheren NSDAP-Zentrale in Osnabrück. Dort will die Stadt das Wirken des NS-Funktionärs Hans Calmeyer kritisch würdigen. Der Jurist war in der deutschen Besatzungsregierung in den Niederlanden beschäftigt, wo er nach den Nürnberger Gesetzen entschied, wer als Jude galt und wer nicht. Er soll Tausende durch sogenannte Arier-Gutachten gerettet haben. Gleichzeitig soll er Hunderte Juden in die Konzentrations- und Vernichtungslager geschickt haben. Über die Ausrichtung und den Namen des Hauses ist in der Stadt und darüber hinaus ein Streit entbrannt.
Streit um Namen und Ausrichtung
Zahlreiche internationale Wissenschaftler hatten die Bundesregierung aufgefordert, die Förderung von 1,7 Millionen Euro für die Sanierung und den Umbau des Hauses zurückzunehmen, falls die Villa in "Hans-Calmeyer-Haus" unbenannt würde. Die Historiker kritisieren die Stilisierung Calmeyers als Retter und Held. Er habe aber als Teil des Apparats an der massenhaften Vernichtung von Juden in den Niederlanden mitgewirkt. Der Erste Stadtrat Wolfgang Beckermann sagte, im Zentrum der Auseinandersetzung in dem Haus, das 2023 neu eröffnet werde, solle Calmeyer stehen. "An seinem Beispiel können wir erfahren, welche Handlungsspielräume Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus besaßen, welche Werte und Haltungen ihr Handeln bestimmten und was wir heute daraus lernen können", sagte er.
