Hoher Strompreis: Elektroofen in Georgsmarienhütte tagsüber aus
Das Stahlwerk in Georgsmarienhütte hat wegen hoher Strompreise den Elektroofen abgestellt. Für die Mitarbeitenden bedeutet das zum Teil Kurzarbeit.
Seit Anfang Januar stellt das Stahlwerk im Landkreis Osnabrück werktags für zehn Stunden zwischen 9 Uhr und 19 Uhr den Elektroofen aus, um Strom zu sparen, wie ein Sprecher mitteilte. Andere Produktionsprozesse liefen solange weiter. Am Montag war den Angaben nach der Elektroofen ausnahmsweise sogar für zwölf Stunden abgeschaltet. Die tägliche Abschaltung sei bis Ende Februar geplant. Dann werde die Situation neu bewertet. Dennoch könne das Stahlwerk zurzeit alle Aufträge erfüllen und alle Kunden bedienen. Der Elektroofen des Stahlwerks Georgsmarienhütte verbraucht nach Unternehmensangaben ungefähr so viel Strom wie die gesamte Stadt Osnabrück. Zuerst hatte die "Neue Osnabrücker Zeitung" darüber berichtet.
Warnung vor dem Aus der Stahlproduktion
Vor einer Woche warnte die Gesellschafterin des Stahlwerks in Georgsmarienhütte, Anne-Marie Großmann, wegen der hohen Strompreise bei einem Branchentreffen in Düsseldorf vor einem Aus der Stahlproduktion in Deutschland. So wie jetzt könne es nur noch ein paar Monate weitergehen. Die Stromkosten in Deutschland seien schon länger auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Vor einem Jahr habe der Bund aber aufgehört, die Netzentgelte zu fördern. Für die Georgsmarienhütte-Gruppe (GMH-Gruppe) bedeute dies, das sich die Energiekosten seit 2019 mehr als verdoppelt haben.
Konsequenz aus hohen Strompreisen
Die GMH-Gruppe sehe schon seit einigen Jahren Aufträge zur Konkurrenz ins Ausland abwandern. Deswegen überlegt die Chefetage, sich möglicherweise von deutschen Werken zu trennen oder zumindest die Produktion hier deutlich herunterzufahren und stattdessen im Ausland zu investieren, erklärte eine Sprecherin. Wo sie künftig investiere, entscheide das Unternehmen in ein paar Monaten.
Forderung des Unternehmens
"Die Netto-Stromkosten müssen auf ein wettbewerbsfähiges Niveau von 4 bis 6 Cent pro Kilowattstunde gesenkt werden. Es ist unverständlich, warum die niedrigen Erzeugungskosten erneuerbarer Energien nicht bei der Industrie ankommen", erklärt Vorstandschef Alexander Becker in einem Schreiben dazu. Das Unternehmen fordert, dass der Strompreis und speziell die Netzentgelte sinken müssen. Netzentgelte machen laut einer Sprecherin inzwischen 45 Prozent des Strompreises aus. Im September war Bundeswirtschaftsminister Habeck in Georgsmarienhütte zu Besuch, wo er sich auch für eine Senkung dieser Kosten aussprach - nur das Geld dafür konnte die Koalition bisher nicht bewilligen. Der Stahlerzeuger setzt deswegen auf die neue Bundesregierung. Union, SPD und Grünen hätten schon signalisiert, die Netzentgelte senken zu wollen.
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