Endstation Nortrup: Transrapid auf letzter Fahrt
Seine letzte Reise hat er nun hinter sich. Am frühen Donnerstagmorgen hat der Transrapid 09 seine neue Heimat erreicht: Nortrup im Osnabrücker Land. Bis zum Abend war nicht klar, ob sich der mehr als 150 Meter lange Tross in Bewegung setzten konnte. Am meisten Sorge hat dem Organisationsteam um Marcus Laga das Wetter gemacht. Mit dem vorhergesagten Regen hatten sie sich arrangiert. Sturmböen und Wind ab Stärke 8 aber hätten dem Projekt einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch pünktlich herrschte Flaute über dem Emsland, und die letzte Fahrt konnte beginnen.
Dorthin, wo alles begann
Die Nachfahren des Transrapid-Erfinders Hermann Kemper hatten den Magnetschwebezug im November 2016 für 200.001 Euro ersteigert und wollen ihn nun auf dem Gelände der Fleischwarenfabrik Kemper als Konferenz- und Museumsfläche nutzen. "Natürlich freut es uns, dass der Transrapid jetzt wieder dahin zurückkommt, wo alles begann", sagte Kempers Urenkel und Firmengeschäftsführer Wolfang Kühnl (36). Nun steht er direkt vor dem Verwaltungsgebäude von Kemper an der Hauptstraße in Nortrup. Die rund 75 Meter lange Trasse wurde neu aus Beton gegossen. Die Kosten für die Gesamtaktion schätzt Kühnl auf noch mal rund 200.000 Euro.
Knifflige Stellen für die Lkw-Fahrer
Schon die erste Schwelle auf dem Testgelände in Lathen wurde für einen der drei Schwerlasttransporter am Mittwoch fast zur Falle. Er lag einfach zu tief, saß für kurze Zeit fest. Einige weitere knifflige Stellen sollten auf die Mitarbeiter des Schwerlastunternehmens auf den rund 60 kommenden Kilometern nach Nortrup warten. Unter manchen Brücken blieben nur wenige Zentimeter Platz. Im Schritttempo meisterten die Fahrer der drei Lkw mit den jeweils 48 Tonnen schweren Abteilen diese Prüfungen.
TR 09 gut in Schuss
Jeder Baum blieb stehen, genauso wie die Schilder am Straßenrand. Und auch die drei Sektionen des ausgemusterten Transrapid TR 09 blieben heil, erreichten ohne einen Kratzer um halb sechs in der Früh das Gelände der Fleischfabrik Kemper. Der insgesamt 75 Meter lange Zug ist auch zehn Jahre nach der Fertigstellung noch gut in Schuss. "Wegen der geringen Nutzung", sagt Hein-Gerd Wrigge, der bei Kemper mitverantwortlich für das Projekt war.
Nur in China fährt ein Transrapid
In den 1930er-Jahren hatte Hermann Kemper, Sohn des Firmengründers, die Magnetschwebetechnik erfunden. 1934 ließ sich der Ingenieur seine Idee patentieren. Der TR 09, die von ThyssenKrupp Transrapid gebaute neunte Generation des Transrapids, war der letzte Prototyp, der im Emsland auf der Teststrecke unterwegs war. Er wurde im November 2011 außer Dienst gestellt. Nur in Schanghai fährt eine inzwischen in China gebaute Version des Transrapid auf einer 30 Kilometer langen Strecke. In Deutschland kam es 2006 auf der Teststrecke zu einem schweren Unfall, als ein Transrapid auf einen Werkstattwagen auffuhr. 23 Menschen kamen damals ums Leben.
