Ansichten des Zwischenlagers Lingen. © NDR Foto: Hedwig Ahrens

Atommüll-Zwischenlager Lingen: Laufzeit ohne Ende?

Stand: 07.03.2024 10:23 Uhr

Das Zwischenlager in Lingen ist bis 2042 genehmigt. Dann aber wird es noch kein Endlager für den hoch radioaktiven Atommüll geben. Der Standort soll weiter betrieben werden. Wie lange, ist unklar.

von Hedwig Ahrens

Außenansicht des Zwischenlagers Lingen. © BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung Foto: C. Mick
Das Zwischenlager in Lingen hat Platz für 125 Castorbehälter. Am Ende werden dort rund 1.600 hoch radioaktive Brennstäbe gelagert werden.

Das Atommüll-Zwischenlager in Lingen liegt direkt neben dem stillgelegten Atomkraftwerk Emsland. Das Herzstück des Zwischenlagers ist eine mehrfach gesicherte Halle aus Stahlbeton. Dort stehen derzeit 47 blaue Castorbehälter mit insgesamt rund 900 abgebrannten, aber noch immer hoch radioaktiven Brennstäben. Die sechs Meter hohen Zylinder sind elektronisch überwacht und doppelt gedeckelt. "Der Behälter selbst ist der zentrale Baustein für die Sicherheit," sagt David Knollmann von der Gesellschaft für Zwischenlagerung - kurz BGZ. Sie betreibt die Anlage für den Bund. Laut Knollman ist die Sicherheit der Castorbehälter für 40 Jahre nachgewiesen und genehmigt. Diese Frist läuft bei den ältesten Behältern in Lingen im Jahr 2042 ab, genauso, wie die Betriebsgenehmigung für das gesamte Zwischenlager.

Bundesbehörde: "Sichere Aufbewahrung auch für zusätzliche Dekaden gewährleistet"

Die Gesellschaft für Zwischenlagerung bereitet deshalb einen längeren Betrieb vor. Ein Forschungsprogramm beschäftigt sich mit den Castorbehältern und untersucht, wie lange die Deckel dicht sind. Ein anderes Projekt in Schweden untersucht die Brennelemente. "Da werden Simulationen gemacht, Temperaturkurven werden gefahren und auf der Basis werden Modelle erstellt, um besser beurteilen zu können, wie sich Brennelemente über einen längeren Zeitraum verhalten," erklärt Knollmann. Die BGZ ist der Ansicht, dass die Behälter und auch die Zwischenlager noch für weitere Jahrzehnte sicher sind.

Atomkraftgegner: Zwischenlager in Lingen wird nicht vor 2100 geräumt

Für den Lingener Atomkraftgegner Alexander Vent stimmt die Bezeichnung Zwischenlager schon lange nicht mehr, denn der Betrieb wird nicht in absehbarer Zeit enden. "Wir können nicht damit rechnen, dass dieses Zwischenlager in Lingen vor 2100 geräumt sein wird", kritisiert Vent. Die Lingener müssten wissen, dass die hoch radioaktiven Abfälle die Einwohner noch über Generationen beschäftigen werden. Insgesamt werden in Lingen ab 2027 rund 1.600 hoch radioaktive Brennstäbe gelagert. Die BGZ wird in rund 10 Jahren eine neue Betriebsgenehmigung beantragen - für wie lange sie gelten muss, steht noch nicht fest.

Jederzeit zum Nachhören
Das historische Rathaus von Osnabrück. © Stadt Osnabrück, Referat Medien und Öffentlichkeitsarbeit Foto: Dr. Sven Jürgensen
8 Min

Nachrichten aus dem Studio Osnabrück

Was in Ihrer Region wichtig ist, hören Sie in dem Mitschnitt der 15:00 Uhr Regional-Nachrichten auf NDR 1 Niedersachsen. 8 Min

Weitere Informationen
Das Atomkraftwerk Lingen mit Parkplatz im Vordergrund. Im Hintergrund blauer Himmel. © NDR Foto: NDR

AKW-Zwischenlager Lingen: Anwohner wollen mehr Informationen

Eine Umfrage im Auftrag der Gesellschaft für Zwischenlagerung zeigt, wie die Anwohner zum Zwischenlager stehen. mehr

Menschen demonstrieren vor der Brennelementefabrik Lingen für die Stilllegung aller Atomanlagen. © dpa-Bildfunk Foto: Markus Hibbeler

Brennelementefabrik: Arbeitet Russland bald in Lingen mit?

ANF will mit dem russischen Atomkonzern Rosatom kooperieren. Dafür gibt es viel Gegenwind - auch vom Umweltministerium. mehr

Blick auf das Kernkraftwerk Emsland in Lingen und den erloschenen Kühlturm. © picture alliance/dpa | Lars Klemmer Foto: Lars Klemmer

AKW Emsland ist vom Netz - aber noch längst nicht Geschichte

Ist die Gefahr der Radioaktivität nun gebannt? Und was passiert mit der gesamten Anlage? Ein Überblick. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Osnabrück | 07.03.2024 | 09:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus der Region

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Manuel Gava steht vor einem Rednerpult und spricht. © picture alliance/dpa Foto: Christoph Soeder/dpa

Drogenmissbrauch: Ermittlungen gegen Bundestags-Abgeordneten Gava

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt gegen den SPD-Politiker. Er hatte vor Kurzem Kokain-Konsum eingeräumt. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen