Spiekeroog: Keine Rettung über diesen Steg
Jährlich zieht es Zehntausende Touristen auf die ostfriesische Insel Spiekeroog. Die Freude über Sonne, Watt und Strand aber währt wohl nur solange, bis sich jemand ernsthaft verletzt. Denn Spiekeroog hat neben vielen Gästen ganz offenbar ein Problem: Der einzige Rettungssteg der Insel ist nicht erreichbar, wenn das Wasser weg ist - denn der Steg ist verschlickt. Das Problem ist seit Jahren auch bekannt, passiert ist bislang nichts. Denn: Es gibt Unklarheiten, wer die Kosten für eine Verlegung des Stegs übernimmt.
Spiekeroog: Rettungssteg nur bei Flut erreichbar
Bei Ebbe kann kein Boot am Rettungssteg auf Spiekeroog anlegen, weil der Steg im Trockenen liegt. Dann bleibt nur die Rettung aus der Luft, die bei stürmischem Wetter ausfällt.
"Stunden im Krankenwagen ausharren"
Dabei kann das Schlick-Problem am Rettungsstegs drastische Folgen haben. Weil sie als einzige der ostfriesischen Inseln keinen Flugplatz hat, bleibt im Falle eines Notfalls als Alternative zum Rettungsboot nur der Hubschrauber. Ist das Wetter schlecht, muss allerdings auch der Hubschrauber am Boden bleiben. Das kann Folgen haben. Claas Warenski, der Brandmeister der Insel, erinnert sich an eine brenzlige Situation: Einer seiner Feuerwehrkameraden hätte einen Unfall während eines Übungsdienstes gehabt. "Er musste fünf Stunden im Rettungswagen ausharren, bis das Rettungsboot anlegen konnte", erzählt er NDR 1 Niedersachsen. Ein Hubschrauber hätte aufgrund der Witterung nicht fliegen können. "Wenn es eine lebensbedrohliche Lage ist, möchte ich gar nicht weiter drüber nachdenken", so Warenski weiter.
Mindestens zehn Stunden am Tag nicht erreichbar
Der Notfalltransport auf der Insel funktioniert, doch er endet unweigerlich am Steg. Das sei nicht erst bei Niedrigwasser lebensbedrohlich, warnt der Gemeindebrandmeister. Sondern auch lange davor und danach: fünf Stunden pro Tide, bis zu zehn Stunden am Tag. Das Problem ist nicht neu. Die Gezeiten kommen und gehen, doch getan hat sich nichts. Warum? Insel-Bürgermeister Matthias Piszczan (CDU) sieht das Innenministerium in Hannover in der Pflicht: "Das Rettungsdienstgesetz ist ein Landesgesetz und das Land ist zuständig für den Rettungsdienst."
"Klären, wer die Kosten übernimmt"
Piszczan will den Rettungssteg an den Hafen verlegen, damit er auch bei Ebbe immer erreichbar ist. Kostenpunkt: rund 70.000 Euro. "Nicht zu viel für die Sicherheit von Menschenleben", sagt er. Das Innenministerium aber sieht offenbar keine Eile: "Das klingt für manche bürokratisch, doch es muss geklärt werden, wer die Zuständigkeit hat und dafür die Kosten übernimmt", heißt es dort.
