Rechtsanwalt Nicolai Mameghani sitzt im Prozess wegen Geiselnahme neben dem Angeklagten, der sich einen Aktendeckel vor das Gesicht hält. © dpa-Bildfunk Foto: Martin Höke

Prozess: Bewährungsstrafe nach Entführung in Oyten

Stand: 24.06.2021 16:39 Uhr

Das Landgericht Düsseldorf hat am Donnerstag einen 23-Jährigen zu 22 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Er hatte 2018 in Oyten (Landkreis Verden) einen 32-Jährigen entführt.

Das Düsseldorfer Landgericht sprach den Angeklagten am Donnerstag nach Jugendstrafrecht wegen Freiheitsberaubung, gefährlicher Körperverletzung und versuchter Nötigung schuldig. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der 23-Jährige gemeinsam mit zwei Komplizen das Opfer in den Keller von dessen Onkel im benachbarten Ort Blender gebracht hat. Dort hat der Onkel seinen Neffen laut Anklage unter anderem mit einem Bunsenbrenner stundenlang gefoltert.

500 Euro Schadenersatz für Opfer

Der Onkel hatte das Opfer laut Anklage verdächtigt, Gold und Geld seiner Mutter im Wert von einer halben Million Euro gestohlen zu haben. Das Opfer erlitt Verbrennungen im Gesichts-, Bein- und Genitalbereich, die ihm mit einem Bunsenbrenner zugefügt worden waren. Die Richter werteten am Donnerstag die Entführung durch den 23-Jährigen zwar als besonders verwerflich. Sie hielten dem seinerzeit 20-Jährigen aber seine damalige Unreife zugute. Auch das Geständnis wirkte sich strafmildernd aus. Der Angeklagte muss dem Opfer 500 Euro Schadenersatz zahlen.

Mitglied in rechtsextremistischer Vereinigung

Der angeklagte 23-Jährige hatte die Entführung zu Prozessbeginn gestanden. Er widersprach allerdings dem Vorwurf, etwas von Folter und Bunsenbrenner gewusst zu haben. "Es sollte nur eine Familienangelegenheit mit ein paar Ohrfeigen geklärt werden", hatte er in einer Erklärung betont, die sein Verteidiger verlesen hatte. Der nun Verurteilte sagte zudem aus, dass er der Bruderschaft Deutschland angehöre, die der Verfassungsschutz als rechtsextremistisch einstuft und beobachtet. Er habe den Auftrag zur Entführung von einem Mitglied der Bruderschaft vermittelt bekommen, dafür habe er 1.500 Euro erhalten. Der 23-Jährige ist wegen Betrugs und Körperverletzung vorbestraft.

Anklage gegen den Onkel erhoben

Der 65-jährige Onkel des Opfers sagte am Donnerstag aus, er habe geglaubt, dass der Neffe seine Mutter bestohlen habe. "Wer sollte es sonst gewesen sein?", fragte der Onkel. "Meine Mutter hatte den Neffen losgeschickt, ihr etwas aus dem Keller zu holen und am nächsten Tag war der Safe leer." Gegen ihn und die mutmaßlichen Mittäter wurde laut der zuständigen Staatsanwaltschaft in Verden bereits Anklage erhoben. Ein Prozessbeginn stehe noch nicht fest.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Oldenburg | 25.06.2021 | 06:30 Uhr

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