Luft- und Raumfahrtindustrie: IG Metall befürchtet Absturz
Die IG Metall Küste befürchtet einen hohen Stellenabbau in der Luft- und Raumfahrtindustrie. Das geht aus einer Umfrage unter den Betriebsräten von 24 norddeutschen Betrieben hervor.
Die Situation sei noch nie so schlecht gewesen wie in diesem Jahr, so der Forschungsleiter der Untersuchung der Agentur für Struktur- und Personalentwicklung (AgS), Thorsten Ludwig. Durch die Corona-Krise seien die Unternehmen knapp 30 Prozent weniger ausgelastet. Ein Großteil der Betriebe erwarte außerdem auch 2021 einen Auftragsrückgang in der Luftfahrtindustrie. Bundesweit seien in den beteiligten Unternehmen etwa 10.000 Arbeitsplätze gefährdet, davon rund 6.300 in Norddeutschland.
IG Metall: Firmen sollen Corona nicht als Vorwand nutzen
"Die Corona-Krise schlägt im Passagierflugzeugbau voll durch. Noch im vergangenen Jahr war die Branche ein Jobmotor, jetzt bereiten uns Airbus, Premium Aerotec und insbesondere die vielen kleineren Zulieferer große Sorgen", sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste, bei der Vorstellung der Befragungsergebnisse. "Gemeinsam mit Arbeitgebern und Politik müssen wir gegensteuern und Arbeitsplätze sowie Standorte sichern", so Friedrich. Man werde nicht hinnehmen, dass Corona - etwa bei Airbus in Bremen - als Vorwand genutzt werde, um Strukturen anzupassen. "Wir erwarten, dass die Fertigung der Flügel dort im Werk bleibt."
Leiharbeiter Verlierer der Krise
Der Umfrage zufolge rechnen die Betriebsräte nicht mit einer Besserung im kommenden Jahr - im Gegenteil. So werden nach ihren Prognosen Ende 2021 im Vergleich zu 2019 bundesweit gut zwölf Prozent der Stammarbeitsplätze verloren gehen. Im Norden seien es sogar fast 25 Prozent. Aber nicht nur bei der Stammbelegschaft, auch bei den Leiharbeitern sei ein drastischer Arbeitsplatzabbau zu verzeichnen. "Wir liegen jetzt in Norddeutschland nur noch bei einer Leiharbeitsquote von 4,4 Prozent. Das waren noch vor einem Jahr 10,6 Prozent", sagte Ludwig. Die Leiharbeiter hätten in der Corona-Krise als erste ihre Jobs verloren. Besonders betroffen sei dabei die Produktion. Ähnlich sehe es bei den Werkverträgen aus. Dort sei die Quote von 26,9 Prozent im Jahr 2019 auf fünf Prozent in diesem Jahr gefallen.
Studie: In Niedersachsen waren 90 Prozent in Kurzarbeit
Nach Angaben der Arbeitnehmervertreter haben die Betriebe in Norddeutschland das Instrument der Kurzarbeit in der Krise bisher ausgiebig genutzt. So seien allein in Niedersachsen 90 Prozent aller Beschäftigten der Branche betroffen gewesen. Das sei der zweithöchste Wert nach Rheinland-Pfalz, wo alle Mitarbeiter mindestens einmal in Kurzarbeit gewesen seien. In Schleswig-Holstein und Hamburg seien es nur 37 Prozent der Beschäftigten gewesen.
Weniger Auszubildende "falsches Signal"
Auch das Thema Ausbildung in der Branche bereitet der IG Metall Sorgen. Laut Umfrage denkt bundesweit mehr als ein Viertel der Betriebe (28,6 Prozent) über eine Verringerung der Ausbildungsplätze nach. In Norddeutschland seien es sogar 41,2 Prozent der Betriebe. Und da seien alle großen Betriebe dabei, warnte Ludwig. Und Bezirksleiter Friedrich betonte: "Bei allem Verständnis für die wirtschaftlich schwierige Lage ist das ein falsches Signal."
