Landtag erlaubt nun doch Erdgas-Bohrungen vor Borkum
Eigentlich hatten die Abgeordneten künftigen Erdgasbohrungen in der Nordsee eine Absage erteilt - doch der Ukraine-Krieg und die bisherige Abhängigkeit von Russland beförderten ein Umdenken.
Die Regierungsfraktionen von SPD und CDU in Niedersachsen sowie die FDP und fraktionslose Abgeordnete stimmten am Donnerstag für die Aufhebung des Oktober-Beschlusses. Einzig die Grünen-Fraktion lehnt die Förderung vor der Insel Borkum weiterhin ab. Die Landesregierung und die FDP argumentieren: Man brauche dieses Gas, um unabhängiger von Russland zu werden. Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) begrüßte deshalb auch die Entscheidung des Landtags und sagte laut Mitteilung, dass "das Projekt zumindest im niederländischen Hoheitsgebiet auch ohne unsere gemeinsame Erklärung umgesetzt" worden wäre. "Wir tun alles, um dem Umweltschutz zu dienen. Wir tun aber auch alles, um am Ende auch der Versorgungssicherheit in Deutschland und in Niedersachsen zu dienen."
Gasbohrungen im deutsch-niederländischen Grenzgebiet
Das niederländische Unternehmen One-Dyas möchte im Grenzgebiet zwischen den Inseln Schiermonnikoog (Niederlande) und Borkum von Ende 2024 an Erdgas fördern. Das Förderfeld liegt nahe dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Die Bürgermeister der Ostfriesischen Inseln sehen das Vorhaben daher auch überaus kritisch. Sie befürchten ebenso wie Umweltverbände, dass die Gasförderung das Ökosystem und damit die Lebensgrundlage der Inseln gefährdet. Doch der Wille, unabhängiger von Energieimporten zu werden, überlagert derzeit die Sorge vor möglichen Umweltschäden. Die Fördermenge soll zunächst bei zwei bis vier Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr liegen. In Deutschland wurden zuletzt rund 90 Milliarden Kubikmeter Gas verbraucht.
Dass Beschlüsse aus dem Landtag wieder aufgelöst werden, ist in Niedersachsen seit mehr als 40 Jahren nicht mehr vorgekommen.
