Fake-Bilder im Netz: Bürgermeister von Saterland erwägt Rückzug

Stand: 12.09.2024 11:17 Uhr

Thomas Otto fühlt sich nicht mehr sicher. Der Bürgermeister der Gemeinde Saterland wird nach eigenen Angaben seit Monaten bedroht und beschimpft. Von der Justiz fühlt er sich alleingelassen - und denkt an Rückzug.

Konkret geht es um mehrere Fake-Bilder, die in den Sozialen Medien verbreitet werden. Auf manchen Motiven wird der parteilose Bürgermeister kritisiert oder auf die Schippe genommen. Andere, offenbar mit Künstlicher Intelligenz (KI) generierte Deepfakes gehen noch weiter. Otto hat nach eigenen Angaben per E-Mail eine Fotomontage erhalten, die ihn nackt mit einem Strick um den Hals zeigt. In anderen Motiven werde ihm unterstellt, dass er Kolleginnen belästige und bestechlich sei, sagte Otto dem NDR Niedersachsen. Außerdem seien ihm Hausbesuche angedroht worden.

Staatsanwaltschaft hat Verfahren eingestellt

Thomas Otto (parteilos), Bürgermeister der Gemeinde Saterland, steht vor dem Rathaus. © picture alliance/dpa | Sina Schuldt Foto: picture alliance/dpa | Sina Schuldt
Thomas Otto (parteilos), Bürgermeister der Gemeinde Saterland, kann das Vorgehen der Staatsanwaltschaft nicht verstehen.

Hinter den Bildern soll ein Mann aus der Region stecken, mit dem die Gemeinde Saterland (Landkreis Cloppenburg) im Streit liegt. Vor dem Verwaltungsgericht bekam sie recht, der Bürger verlor. Bürgermeister Otto hat den mutmaßlichen Urheber bei der Polizei angezeigt - er fühlt sich verleumdet, beleidigt und bedroht. Der Staatsschutz suchte den Mann daraufhin auf und hielt eine Gefährderansprache. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg dagegen will die Anzeigen nicht weiter verfolgen. Ein entsprechendes Verfahren wurde Ende vergangener Woche eingestellt. Der Anfangsverdacht sei nicht hinreichend für eine Verurteilung des Mannes, heißt es in einem Schreiben der Staatsanwaltschaft an den Bürgermeister.

"Ein Unding": Bürgermeister Thomas Otto denkt an Rückzug

Bürgermeister Otto kann das nicht nachvollziehen. Er überlegt nach eigenen Aussagen, ob er den Job überhaupt noch weitermachen möchte. "Wenn einen letztendlich die Justiz nicht schützen kann vor solchen Anfeindungen und wilden Behauptungen, dann ist das die letzte Konsequenz, die man ziehen muss." Die Politik rufe immer danach, Amtsträger besser vor Angriffen zu schützen. Dass dann aber - wie in seinem Fall - eine Staatsanwaltschaft nicht weiter ermittelt, sei ein Unding, so Otto. Er wolle Beschwerde bei der Staatsanwaltschaft einlegen.

Fake-Bilder: Urheber postet weiter

Der Urheber der verbreiteten Fake-Bilder selbst bezeichnet sich als Fotokünstler. Er will das alles nur als Satire gemeint haben. Der Mann postet im Internet offenbar weiter gegen den Bürgermeister, bezichtigt ihn unter anderem, eine Frau telefonisch sexuell belästigt zu haben. In einer Mail auch an den NDR erklärt er, er habe Otto zu keinem Zeitpunkt bedroht. Außerdem zeige das Bild mit dem Strick eine andere Person und es sei auch nicht mit künstlicher Intelligenz generiert worden - es handele sich um ein abfotografiertes Bild. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft liegen zurzeit von beiden Seiten mehrere Anzeigen vor. Um die Mitarbeiter der Gemeinde zu schützen, hat Otto unterdessen alle Schreibtische in der Gemeinde mit einem Notrufknopf ausrüsten lassen. "Und da der Mann angekündigt hat, nach seinem Urlaub erst einmal aufzuräumen, haben wir Security engagiert fürs Rathaus", so der Bürgermeister.

Drohungen gegen Bürgermeister: Kein Einzelfall

Drohungen gegen Bürgermeister kommen laut Niedersächsischem Städte- und Gemeindebund häufiger vor - nur selten würden Täter verurteilt. "Es ist in der Tat so, dass die Staatsanwaltschaft ganz oft kein öffentliches Interesse oder was auch immer sieht, irgendwelche Gründe findet, um diese Verfahren nicht weiter zu verfolgen, sodass die Bürgermeister dann ganz oft am Ende schutzlos dastehen", sagte Marco Trips vom Städte- und Gemeindebund dem NDR Niedersachsen.

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