Faire Preise für Bauern: Lidl will mit anderen Ketten reden
In den Konflikt um faire Erzeugerpreise zwischen Landwirten und Handel kommt Bewegung: Nach tagelangen Blockaden von Lidl-Lagern sucht der Discounter jetzt nach Wegen, um die Bauern zu unterstützen.
Der Chef der Schwarz-Gruppe, Klaus Gehrig, zu der Lidl und Kaufland gehören, hat sich mit einem Schreiben an die anderen großen Handelsketten, Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) sowie Vertreter von Handel und Landwirtschaft gewandt. Darin fordert er den Angaben von Lidl zufolge einen "Dringlichkeitsgipfel", um konkrete Maßnahmen auf den Weg zu bringen, die den Landwirten helfen.
Gehrig fordert gemeinsames Vorgehen
Demnach betonte Gehrig, dass nur ein gemeinsames Vorgehen von Produktion, Verarbeitung, Handel und Politik eine Lösung bringen könnte. Um die Situation für Landwirte zu verbessern, schlug er vor, pragmatische und unbürokratische Lösungen zu suchen. Für die Protestaktion der Bauern zu Beginn der Woche zeigte Gehrig Verständnis. Er machte aber auch deutlich, dass Blockaden von Lagern und Aktionen vor Filialen die Ausnahme bleiben müssten. "Lange Blockaden erhöhen das Risiko, nicht ausgelieferte Lebensmittel vernichten zu müssen. Daran kann niemandem gelegen sein", erklärte der Manager.
Cloppenburg: Bauern telefonieren mit Gehrig
Von Sonntag- bis Dienstagabend hatten Landwirte mit ihren Traktoren gleich mehrere Lager von Lidl blockiert - unter anderem in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Aufgerufen zu der Aktion hatte die Bewegung "Land schafft Verbindung". Eine der größten Aktionen fand vor dem Zentrallager des Discounters in Cloppenburg statt. Dort telefonierten rund 250 Landwirte am Dienstag über Lautsprecher mit Gehrig. In dem Gespräch versprach er nach Angaben der Bauern, schriftlich zu garantieren, dass er in den nächsten Tagen auf die anderen Discounterriesen zugehen werde.
Bauern sprechen von Teilerfolg
Die Landwirte werteten die Zusage zwar nicht als Durchbruch, aber zumindest als einen Teilerfolg im Kampf um faire Preise. Im Gegenzug für die Garantie beendeten sie die Blockade des Lidl-Lagers. Noch am Dienstagabend seien die Demonstranten nach Hause gefahren, sagte Anthony Lee, der Sprecher des Aktionsbündnis "Land schafft Verbindung", NDR 1 Niedersachsen. Er warnte jedoch gleichzeitig: Sollte es kein Konzept geben oder die Angebote den Landwirten nicht zusagen, werde der Kampf noch härter. Dann würden ab dem Wochenende die Lager aller Discounter in Niedersachsen blockiert.
Ärger über Brief der Handelsketten an die Kanzlerin
Hintergrund der Proteste war ein Brief, mit dem sich die großen deutschen Handelsketten an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gewandt hatten. Darin hatten sich die Topmanager der Konzerne Edeka, Rewe, Aldi und der Schwarz-Gruppe über Äußerungen von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) beschwert. Sie hatte jüngst einen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, mit dem Landwirte und kleinere Lieferanten besser vor dem Preisdruck und vor unlauteren Praktiken der Handelsriesen geschützt werden sollen - etwa vor später Bezahlung und kurzfristigen Stornierungen. Die Supermarkt-Ketten beklagten, dass Klöckner ein Zerrbild der Unternehmen gezeichnet habe.
