Bauern beenden Blockaden - Umweltminister schaltet sich ein
Im Streit um höhere Preise hat Umweltminister Lies den Landwirten Hilfe zugesichert. Am Dienstagabend verließen die Trecker das Aldi-Lager in Hesel. Protestiert wurde dann noch bei Edeka im Landkreis Ammerland.
250 Traktoren rollten am späten Dienstagabend nach Westerholtsfelde (Landkreis Ammerland), wie NDR 1 Niedersachsen berichtet. Einige der Fahrzeuge wurden laut Polizei so platziert, dass Lastwagen das Edeka-Zentrallager nicht erreichen konnten. Gegen Mitternacht habe es dann erste Verhandlungen mit der Spitze des Edeka-Konzerns gegeben, heißt es. Am frühen Morgen waren die Landwirte dann offenbar soweit zufrieden, dass sie wieder abzogen.
Minister Lies fordert "anständige Preise"
Zuvor hatten Landwirte das Aldi-Zentrallager in Hesel (Landkreis Leer) blockiert. Dort besuchte sie am Dienstag Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD). "Die Landwirtinnen und Landwirte stehen hier und sagen, dass es ein Skandal ist, wenn der Milchwirt erkennt, wie die Butter im Laden verramscht werden soll", sagte Lies. Das sei ein "krankes System". Es werde erwartet, dass die Politik die Spielregeln für die soziale Marktwirtschaft bestimme. Es müsse "anständige Preise" für Lebensmittel geben, so der Minister weiter. Auch die Verbraucher sollten Verständnis dafür haben, "dass man für gute, qualitative Lebensmittel auch vernünftige Preise bezahlt". Der Minister lobte aber auch die Verantwortlichen bei Aldi-Nord. Man habe erkannt, dass es so nicht weitergehen könne.
Drastische Preissenkung wohl vom Tisch
Die Landwirte hatten ihre Blockade vor dem Aldi-Lager am späten Dienstagabend aufgelost, nachdem das Unternehmen zugesagt hatte, Anfang Januar ein Gespräch mit den Landwirten sowie mit Vertretern des Lebensmitteleinzelhandels und der Politik führen zu wollen. Auch die drastische Absenkung des Butterpreises sei vom Tisch, teilte der Verhandlungsführer der Bauern am Dienstag dem NDR in Niedersachsen mit. Dem Sprecher der Bewegung "Land schafft Verbindung", Anthony Lee, zufolge hatte Aldi Nord ursprünglich vor, den Preis für Butter um bis zu 60 Cent pro Kilogramm zu senken. Üblich sei zum Jahresende jedoch nur eine Senkung um 10 bis 20 Cent - und die werde jetzt wohl auch so kommen, sagte Lee NDR 1 Niedersachsen.
Otte-Kinast: Gesprächstermin im Januar geplant
Bereits vor einigen Wochen wurde unabhängig von den aktuellen Gesprächen zwischen Landwirten und Aldi für den 13. Januar eine Videokonferenz mit Handel, Verarbeitern und Landwirten vereinbart, wie Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) mitteilte. "Dann geht es um Strategien für Gemüse, Milch und Fleisch. Ich nehme die Sorgen der Bauern ernst - aber Politik macht keine Preise", teilte die Ministerin mit. "Ich kann den Ärger und die Wut der Landwirte verstehen. Diese Energie möchte ich gerne in die richtigen Bahnen lenken. Um Lösungen zu finden, müssen alle Marktpartner an einen Tisch. Wir brauchen langfristige Strategien", forderte Otte-Kinast.
Aktionen in mehreren Landkreisen
Die Proteste der Landwirte hatten sich in den vergangenen Tagen auf mehrere Regionen ausgeweitet. In Salzgitter und Weyhe (Landkreis Diepholz) gab es Aktionen, ebenso in Rinteln (Landkreis Schaumburg). Vor der Aldi-Filiale in Himmelpforten (Landkreis Stade) legten Unbekannte in der Nacht zu Dienstag einen großen Misthaufen ab. Die Polizei sprach von etwa zehn Kubikmeter Mist und leitete Ermittlungen wegen einer Ordnungswidrigkeit im Bereich Abfallbeseitigung ein. Der Misthaufen wurde später beseitigt.
