In der Heide kommen gelähmte Hunde wieder ins Laufen
Viele Tiere haben ein wahres Hundeleben geführt. Manche von ihnen wurden misshandelt, andere sind behindert. In Schneverdingen im Heidekreis lernen sie auf einen Gnadenhof wieder das Laufen.
Auf dem abgelegenen Gehöft leben derzeit insgesamt 90 Hunde, viele Pferde, Katze und Schafe. Für ihr Wohlbefinden sorgen Tom Bode und seine Partnerin Usha Peters. Sie haben die Stiftung " De Hun'nenhoff" ins Leben gerufen, um sich in erster Linie um gelähmte Hunde zu kümmern. Dafür wurden sie schon vom Deutschen Tierschutzbund ausgezeichnet.
Tiere mit traumatischen Erlebnissen
Viele der Hunde kämen verängstigt zu ihnen, sagt Bode. Ein krasses Beispiel sei "Karo", der erst kürzlich in der Heide landete. Der deutsche Schäferhund kam mit dem Anpassen eines Maulkorbs in der Ausbildung zum Schutzdienst nicht klar, entwickelte nach etlichen Züchtigungen sogar ein Trauma gegen die Leine. Nachdem er jemandem den kleinen Finger abgebissen hatte, landete er auf dem niedersächsischen Hof. "Ich habe ihm extra ein Holzhaus gebaut, da quietscht und freut er sich über seinen Auslauf", sagt Bode. "Karo" werde nur aggressiv, wenn er sich bedroht fühle.
Hunde dürfen auf dem Hof Hund sein
Auch die anderen Hunde fühlen sich auf dem Hof offenbar wohl. Die französischen Bulldoggen "Danny DeVito" und "Bolle" kläffen aus voller Kehle, Schäferhundmischling Shadow schleift seine Hinterbeine mit Tempo im Rollwagen hinter sich her und die epileptische "Shiva" mummelt sich in ihrer Wolldecke ein. "Hier dürfen sie Tier sein", sagt Katy Ludolphy, die als ehrenamtliche Mitarbeiterin auf "De Hun'nenhoff" arbeitet.
Fideler "Shadow" mit Rollwagen unterwegs
Wie bei vielen Tieren stand das Schicksal von "Shadow" eigentlich schon fest: Er sollte eingeschläfert werden. Wegen des Verdachts der Misshandlung zeigten Nachbarn seine Besitzerin an, weil sich der kleine Rüde beim Gehen immer im Kreis drehte. Eine Untersuchung ergab, dass er mit zwei zusammengewachsenen Wirbeln zur Welt kam. Ein kleiner Rollwagen zwingt ihn nun zum Geradeauslaufen. "Das Problem ist doch, dass die Menschen immer glauben, das Tier muss man erlösen. Aber der Hund ist ein Fatalist", meint Bode und schaut dem fidelen Shadow hinterher.
"Hardys" Bandscheibe macht keine Probleme mehr
Auf der fünf Hektar großen Farm werden die Hunde mit Physio-, Elektro- und Lasertherapie behandelt, in den Unterbringungen gibt es Fußbodenheizung und Klimaanlagen. Wenn es draußen ungemütlich wird, liegen die Vierbeiner mit ihren Gebrechen gern im Warmen. Ein gutes Beispiel für eine kleine Wunderheilung ist der Langhaardackel "Hardy". "Er kam komplett gelähmt zu uns und die Tierärzte sagten, dass er nie mehr laufen wird", erzählt Usha Peters. Mit viel Krankengymnastik wurde der Bandscheibenvorfall erfolgreich behandelt, "Hardy" hat keine Probleme mehr.
Paten für Hunde gesucht
Ihren Beruf übt die Ärztin immer noch aus, pendelt mehrmals wöchentlich nach Hamburg und investiert viel in den Hof. "Wir stecken alles rein und das stört uns gar nicht. Aber wir werden älter", sagt die erste Vorsitzende der Stiftung. Allein im Jahr 2017 beliefen sich die privaten Aufwendungen des Paares Bode/Peters den Angaben zufolge auf rund 239.000 Euro. Inzwischen bieten sie Patenschaften für die Vierbeiner an.
