Die St. Petri Kirche in Buxtehude. © picture alliance / Zoonar | Volker Rauch Foto: Volker Rauch

Gewaltvorwürfe gegen Betreuerinnen von Kirchenfreizeit

Stand: 21.03.2024 18:03 Uhr

In der evangelischen Gemeinde St. Petri in Buxtehude sollen zwei ehrenamtliche Betreuerinnen auf Kirchenfreizeiten Übergriffe auf Kinder verübt haben. Die Kirche gibt Versäumnisse zu.

Wie das Wochenblatt zuerst berichtete, werden den beiden Frauen körperliche und psychische Übergriffe vorgeworfen. Die Taten ereigneten sich demnach zwischen 2006 und 2009. Die Vorwürfe kochten wieder hoch, nachdem eine der Beschuldigten verstorben war und der Pastor der Gemeinde einen sehr wohlwollenden Nachruf auf sie verfasst hatte. Als dieser im Dezember im Gemeindebrief erschien, meldeten sich Betroffene von damals.

Kinder des Nachts draußen ausgesperrt

Unter anderem sollen die Betreuerinnen ein Mädchen, das Fieber hatte, zu einer heiß-kalten Wechseldusche gezwungen haben. Laut Wochenblatt beklagen Betroffene auch, dass Kinder nachts längere Zeit draußen im Dunkeln ausgesperrt worden seien, weil sie unerlaubt auf einer Wiese gespielt hätten. Ein Kind habe bis Mitternacht im Speisesaal bleiben müssen, weil es nicht aufgegessen habe.

Superintendent sieht Fehler bei Pfarramt und Kirchenvorstand

Schon damals hätten Pfarramt und Kirchenvorstand besser hinschauen müssen, sagte Superintendent Martin Krarup dem NDR. Denn bereits 2009 hatte sich eine betroffene Mutter mit Vorwürfen an die Kirche gewandt. Stattdessen durften die Betreuerinnen bis 2012 - also noch drei weitere Jahre - Freizeiten leiten. Sie schieden dann aus, weil sie kein Kind im Rollstuhl mitnehmen wollten, wie Krarup sagte.

Pastor bestreitet, schon 2020 von Vorwürfen gewusst zu haben

Die Kirche und der heutige Pastor stehen aber auch in der Kritik für ihren Umgang mit den Vorwürfen. So soll der Pastor bereits vor Jahren davon gewusst haben. Nach einer Anzeige vor einigen Jahren baten die Ermittler auch den Pastor um Informationen zu den beiden Freizeit-Leiterinnen. Der Pastor sagte nun dem NDR, dass Jahre später in seinem Kopf keine Verbindung zwischen der Anfrage und der Verstorbenen aufgetaucht sei. Sonst hätte er den positiven Nachruf in dieser Form nie geschrieben, wie er sagt.

Pastor: Externer Moderator wäre hilfreich gewesen

Kritisiert wird auch, dass der Pastor auf die Beschwerden auf den Nachruf wochenlang nicht reagiert habe - und dann wohl so knapp, dass auch der Superintendent sagt: Da hätte man schneller und direkter auf die Betroffenen zugehen müssen. Insgesamt habe die Kirchengemeinde nicht richtig gehandelt. Das habe die Opfer zusätzlich verletzt. Der Pastor sieht das allerdings anders: Er habe eine erste Antwort jeweils nach ein bis zwei Tagen geschickt, schon im Dezember und Januar habe es Schriftverkehr und Gespräche gegeben. Im Nachhinein wäre das Hinzuziehen eines externen Moderators aber hilfreich gewesen.

Taten verjährt - keine strafrechtlichen Folgen

Einig ist man sich im weiteren Umgang mit den Betroffenen: Sie sollen endlich gehört werden. Außerdem, so Superintendent Krarup, wolle man analysieren, welche Strukturen all die Jahre verhindert haben, dass die Geschehnisse bei den Freizeiten aufgearbeitet wurden. Strafrechtlich hat das Ganze keine Konsequenzen mehr: Die Ermittlungen von 2020 wurden eingestellt, weil der Vorwurf der Körperverletzung zu dem Zeitpunkt bereits verjährt war. Und der noch schwerer wiegende Tatvorwurf "Misshandlung von Schutzbefohlenen" war laut Staatsanwaltschaft nicht erfüllt.

Weitere Informationen
Das Logo der AfD. © picture alliance / dpa Foto: Christoph Reichwein

Lutherische Bischofskonferenz warnt vor der AfD

Die Partei sei antidemokratisch und vergifte mit ihrer Hetze den Geist der Gemeinschaft, teilten die Bischöfe in Hannover mit. (19.03.2024) mehr

Auf einem Schild steht "Lüneburg Erlebnis Sonntag". © NDR Foto: Marie Schiller

Kirche in Lüneburg hätte verkaufsoffener Palmsonntag nicht gestört

Die Stadt musste den "Erlebnissonntag" verschieben, weil das Ladenschlussgesetz Öffnungen am Sonntag vor Ostern verbietet. (18.03.2024) mehr

Hafen und St.-Petri-Kirche in Buxtehude © Stadt Buxtehude Foto: Arnold Deibele

St. Petri in Buxtehude: Eine Furtwängler-Orgel

Mit insgesamt 52 Registern auf drei Manualen und einem Pedal gehört diese Orgel noch heute zu den größten der Region. (24.12.2023) mehr

Archiv
Ein alter Kran im Lüneburger Hafenviertel. © NDR Foto: Julius Matuschik
8 Min

Nachrichten aus dem Studio Lüneburg

Was in Ihrer Region wichtig ist, hören Sie in dem Mitschnitt der 15:00 Uhr Regional-Nachrichten auf NDR 1 Niedersachsen. 8 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Lüneburg | 21.03.2024 | 15:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus der Region

Polizistinnen vor Gebäuden in Buxtehude, die durchsucht werden. © Polizeiinspektion Stade

Großeinsatz gegen Drogenhandel: Polizei durchsucht elf Gebäude

Mehr als 100 Kräfte sowie Spürhunde waren in Buxtehude, Jork und Hamburg im Einsatz. Auch in Lüneburg gab es Durchsuchungen. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen