Wir ziehen Bilanz: Wissenschafts-Minister Björn Thümler
Björn Thümler ist gelernter Historiker und Politikwissenschaftler. Als CDU-Fraktionschef hat er im Landtag lange Jahre in der ersten Reihe mitgespielt. Mit seinem Eintritt ins Kabinett hat sich das geändert.
Im Landtag sitzt der CDU-Mann Björn Thümler jetzt am äußersten Rand der Kabinettsriege. Böse Zungen behaupten, das spiegele auch seine Position innerhalb der Landesregierung wider: Nahezu unsichtbar. Thümler hatte in seiner Amtszeit gute Ideen, allerdings fehlte ihm für die Umsetzung nicht nur das Geld, sondern auch der Rückhalt in den eigenen Reihen. Wie fällt die Bilanz für die Bereiche Wissenschaft und Kultur im Detail aus?
Größte Erfolge
Thümler hat ein wichtiges Projekt gegen den Hausärztemangel in ländlichen Gegenden durchgesetzt: In seiner Amtszeit hat er 190 zusätzliche Medizin-Studienplätze geschaffen - die meisten in unmittelbarer Nähe seines Wahlkreises, nämlich an der European Medical School (EMS) in Oldenburg. Ebenfalls geschaffen hat der Wissenschaftsminister 50 Digitalisierungsprofessuren, um Themen wie Künstliche Intelligenz und autonomes Fahren an den Hochschulen voranzubringen. Die tatsächliche Besetzung hat allerdings Jahre gedauert. Auf die Fahnen schreibt sich der 51-Jährige auch, dass Niedersachsen zum ersten Mal ein Kulturfördergesetz hat. Die gleiche Idee hatten SPD und Grüne allerdings auch schon. Kunst, Musik und Literatur bekommen damit - zumindest auf dem Papier - eine größere Bedeutung als vorher. Mehr Geld ist damit aber nicht verbunden.
Zu jeder Bilanz einer Amtszeit gehören auch Bilder. Wir haben deshalb den Minister gebeten, uns Fotos aus seiner Amtszeit zur Verfügung zu stellen, die ihm - aus welchen Gründen auch immer - wichtig sind.
Zu jeder Bilanz einer Amtszeit gehören auch Bilder. Wir haben deshalb den Minister gebeten, uns Fotos aus seiner Amtszeit zur Verfügung zu stellen, die ihm - aus welchen Gründen auch immer - wichtig sind.
Größte Angriffsfläche
Enttäuscht hat Thümler die Kulturschaffenden, die sich in der Corona-Pandemie mehr Rückhalt gewünscht hätten. Darüber hinaus bleiben im Ministerium viele Aufgaben liegen - viele davon hat Thümler jedoch schon von seinen Vorgängern übernommen: Hochschulbauten sind marode, Museen chronisch unterfinanziert und auch für die Kultur fehlt an allen Ecken das Geld. Alles zusammen würde etliche Milliarden kosten. Auch Thümlers Nachfolgerin oder Nachfolger im Amt wird wahrscheinlich nur vereinzelt Löcher stopfen können. Grundsätzlich hatte Thümler eher begrenzte Spielräume. Wenn der Finanzminister kein zusätzliches Geld herausrückt, kann der Wissenschaftsminister kaum Akzente setzen.
Sympathiepunkte
Thümler gilt als humorvoll und freundlich, aber auch als Stratege. Er redet nicht um den heißen Brei herum, sondern formuliert nüchtern und direkt. Das gilt auch für seinen eigenen Wirkungsgrad, den er nicht schönredet. Im Gegensatz zu einigen Parteifreunden beißt Thümler nicht reflexhaft gegen politische Gegner, sondern findet auch lobende Worte für SPD oder Grüne.
Kommunikation
Thümler gilt als Minister, der gut zuhören kann und direkt persönlich erreichbar ist. Verhandlungspartner schätzen an ihm den guten Austausch auf Augenhöhe - auch, wenn die Meinungen auseinander gehen. Politisch läuft er manchmal gegen Wände - unter anderem deshalb, weil er in den eigenen Reihen nicht als Teamplayer gesehen wird.
Karriereaussichten
In seinem Ministerbüro in der fünften Etage des Wissenschaftsministeriums würde Thümler zwar gern bleiben. Das gilt aber als ausgeschlossen. Falls die CDU bei der kommenden Landtagswahl wieder an die Regierung kommt, wird Björn Thümler nicht mehr zum Kabinett gehören. Ab Oktober wird er stattdessen wohl wieder als normaler Abgeordneter im Landtag sitzen. Denn falls er in seinem Wahlkreis Wesermarsch erneut gegen seine SPD-Konkurrentin Karin Logemann verliert, hätte Thümler wohl trotzdem einen Sitz über die CDU-Landesliste sicher.
"... und sonst so?"
Der Minister geht bei Terminen gelegentlich verloren - allerdings mit Absicht. Thümler hat eine Vorliebe für Wege, die offiziell nicht vorgesehen und Hintertüren, die eigentlich verschlossen sind. Viele Gastgeber hat er damit bereits schwer irritiert. In seinem eigenen Ministerium hat sich Thümler einen Generalschlüssel für sämtliche Schlösser besorgt. Vom Keller bis zum Dachboden kennt er angeblich jeden Raum.