Vorwurf: Bethel-Manager ließen sich vor Pflegekräften impfen
In Niedersachsen haben sich einem Medienbericht zufolge zwei weitere Manager noch vor den Pflegekräften gegen Corona impfen lassen. Dafür sollen sie durch halb Hannover gefahren sein.
Bei den beiden Männern handelt es sich dem Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" zufolge um zwei Geschäftsführer bei Bethel im Norden - einem Ableger der kirchlichen Stiftungen Bethel in Bielefeld. Wie die Zeitung unter Berufung auf Mitarbeiter berichtet, hatten die Manager keinen Kontakt zu Bewohnern der Pflegeeinrichtungen und hielten sich "selbst von den Pflegenden fern". Sie seien keinem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt.
Für die Impfung extra zu anderem Standort gefahren
Außerdem sind die beiden Geschäftsführer für die Impfung quer durch die Stadt gefahren, wie die HAZ weiter berichtet. Weil die hannoversche Bethel-Zentrale im Stadtteil Kirchrode, wo die Manager ihre Büros haben, wegen einiger Corona-Fälle unter den Bewohnern unter Quarantäne stand, war der Impftermin dort zunächst abgesagt worden. Deshalb seien die Geschäftsführer in den Stadtteil Wettbergen gefahren, wo mobile Teams dem Bericht zufolge am 20. Januar und am 12. Februar im Altenzentrum Karl Flor im Einsatz waren. An diesen Terminen sollen sich auch die Manager ihre Impfungen verabreichen lassen haben. Viele Mitarbeiter am Standort Kirchrode erhielten erst später ihre Impfung.
Bethel verweist auf ärztliche Schweigepflicht
Die Bethel-Stiftung wollte auf Anfrage von NDR Niedersachsen den Vorfall weder bestätigen noch dementieren. Schriftlich teilte die Organisation mit: Der Unternehmensbereich Bethel im Norden gebe aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht und des Datenschutzes grundsätzlich keine Auskünfte über Impfungen von einzelnen Personen.
Regierungssprecherin rügt Impfvordrängler
In der Vergangenheit waren mehrere Fälle in Niedersachsen bekannt geworden, in denen Unberechtigte die vorgeschriebene Impfreihenfolge missachtet hatten. Darunter der Chef des Klinikverbunds Aurich-Emden-Norden, der Landrat von Peine sowie der Geschäftsführer des dortigen Klinikums, der Geschäftsführer des Krankenhauses Wittmund und der Geschäftsführer des Klinikums Schaumburg. Der Corona-Krisenstab und Regierungssprecherin Anke Pörksen verurteilten jüngst dieses Vorgehen und sprachen von einem "unmoralischen Verhalten".
