TUI-Aktionäre machen Weg für weitere Staatshilfen frei
Die Aktionäre des Reisekonzerns TUI haben bei einer außerordentlichen Hauptversammlung das dritte Rettungspaket gebilligt. Der Konzern erhält damit weitere 1,8 Milliarden Euro.
Das Ergebnis war eindeutig: Mehr als 97 Prozent der virtuell anwesenden Aktionäre votierten dafür, dass der Staat der TUI zur Bewältigung der Folgen der Corona-Krise erneut finanziell unter die Arme greift. Die Aktionäre mussten der 1,8 Milliarden Euro großen Finanzspritze zustimmen, weil das Paket gravierend in ihre Rechte eingreift. Um die Finanzhilfen abzusichern, hat der Staat sich nämlich die Möglichkeit einräumen lassen, einen Teil der Summe in TUI-Aktien umwandeln zu können. Bis zu 25 Prozent plus eine Aktie könnten das am Ende sein, das wäre eine sogenannte Sperrminorität. Damit könnten wichtige Entscheidungen im Konzern verhindert werden. Zusätzlich könnte der Staat dann auch zwei Vertreter in den Aufsichtsrat schicken.
Finanzpaket mit wandelbaren Komponenten
Im Einzelnen geht es um eine stille Beteiligung an TUI in Höhe von 420 Millionen Euro, die der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) laut Beschluss der Aktionäre nun in direkte Anteilsscheine umwandeln darf. Zudem umfasst das Paket eine ebenfalls wandelbare Anleihe im Wert von 150 Millionen Euro. Hinzu kommt noch eine nicht wandelbare stille Beteiligung von bis zu 680 Millionen Euro. Die genaue Ausschöpfung dieses letzten Teils ist unter anderem abhängig davon, ob sich das Land Niedersachsen bereiterklärt, eine Summe von bis zu 400 Millionen Euro mit einer eigenen Garantie abzusichern.
Auch Kapitalerhöhung abgesegnet
Außerdem stimmten die TUI-Aktionäre ebenfalls mit großer Mehrheit für eine Kapitalerhöhung von rund 500 Millionen Euro. Die zusätzlichen Aktien sollen weiteres Geld in die Kasse bringen. Die Beteiligungsfirma der russischen Milliardärsfamilie Mordaschow hatte sich als bisher größter Eigner schon vorab verpflichtet, ihre Bezugsrechte voll wahrzunehmen.
Joussen gibt sich optimistisch
TUI-Vorstandschef Fritz Joussen hatte im Vorfeld der außerordentlichen Hauptversammlung dafür geworben, dass die Aktionäre dem Finanzpaket zustimmen. Die TUI brauche das Geld, um finanziell durch die Pandemie zu kommen. Grundsätzlich sei der Konzern aber ein im Kern gesundes Unternehmen, betonte Joussen. Sobald reisen wieder unbeschränkt möglich sei, werde die TUI wieder - so wie vor der Corona-Pandemie - profitabel arbeiten. Weil das Impfen jetzt begonnen habe, sehe er Licht am Ende des Tunnels, so Joussen.
Vorerst keine Dividenden und Boni
Bis der Reisekonzern alle Staatshilfen zurückgezahlt hat, darf er keine Dividenden an die Aktionäre auszahlen. Der Vorstand und weitere Manager müssen zudem auf ihre jährlichen Boni verzichten. Im abgelaufenen Jahr hat TUI wegen der Corona-Krise einen Verlust von mehr als drei Milliarden Euro verbucht.
