Stellenabbau bei Messe AG: Noch keine Einigung erzielt
Die Deutsche Messe AG in Hannover will die Zahl ihrer Beschäftigten in den kommenden Jahren von 730 auf 480 reduzieren. Derzeit wird über die Zukunft des Unternehmens gesprochen.
Diese Gespräche hätten am Freitag noch kein endgültiges Ergebnis gebracht. Man habe zwei Tage konstruktiv verhandelt, einen Durchbruch gebe es aber noch nicht, hieß es am Freitag vom Unternehmen und der IG Metall. Am Freitagabend wollten sich die Spitzen beider Seiten noch mit Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) und Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) treffen. Am Dienstag sollen die Gespräche zwischen Vorstand und Betriebsrat zur Zukunft der Messe AG fortgesetzt werden.
Stellenabbau solle sozialverträglich sein
Der Grund für den geplanten Abbau sind die gravierenden Umsatz- und Ergebnisrückgänge infolge der Corona-Pandemie. Der Stellenabbau bis 2027 solle sozialverträglich durch Fluktuation und Freiwilligenprogramme erfolgen, hatte das Unternehmen nach einer Aufsichtsratssitzung am Mittwoch mitgeteilt.
Köckler: "Wir haben historisch schlechte Zahlen"
Vor allem die Absage der Hannover Messe als der einstmals größten Industriegüterschau der Welt habe im Frühjahr zu großen Verlusten geführt. "Wir haben historisch schlechte Zahlen in diesem Jahr - wie alle anderen Messegesellschaften auch", sagte Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG. Nun gehe es darum, mit dem "gesunden Kern nach vorne zu schreiten". Das Unternehmen wolle sich künftig noch stärker auf Vertrieb, Neugeschäft und hybride Messeformate konzentrieren. Vorgesehen sei der Einsatz von Kurzarbeit auch im Jahr 2021, die Reduktion der Wochenarbeitszeit in 2022, Einschnitte bei Führungskräften sowie die Reduzierung von tariflichen und übertariflichen Leistungen.
Vorstand geht von längerer Durststrecke aus
"Wir sind inmitten der größten Krise der Messe- und Eventbranche", sagte Köckler weiter. Sowohl die Nachfrage nach Messebeteiligungen als auch die Geschäftsreisetätigkeit werde voraussichtlich noch auf Jahre unter dem Vor-Corona-Niveau liegen. "Daher müssen wir verstärkt auf neue Messeformate setzen und unsere Kosten zwingend an die geringeren Umsätze anpassen." Nach Unternehmensangaben wird für dieses Jahr ein Minus von 103 Millionen Euro erwartet - bei einem Umsatz in Höhe von 95 Millionen Euro. 2019 lag der Umsatz noch bei knapp 350 Millionen Euro.
Keine Einigung, keine Kredite
Niedersachsens Finanzminister Hilbers hatte Anfang der Woche eine Senkung der Personalkosten gefordert. Im Gegenzug stellte er eine Bürgschaft des Landes in Aussicht, mit der die Messe leichter an neue Kredite kommen könnte. Das Land hält rund die Hälfte der Anteile an der Messe AG, weitere große Anteilseigner sind Stadt und Region Hannover. Mit Ausnahme der Arbeitnehmervertreter hätten alle Mitglieder dem Vorschlag des Vorstandes zur Neuausrichtung des Unternehmens zugestimmt, hieß es.
