Statt Katar im Fernsehen: "Eine bessere WM ist möglich"

Stand: 21.11.2022 10:10 Uhr

Aus Protest gegen die WM in Katar macht das Fußballmuseum Springe Winterpause und bietet gemeinsam mit der Katholischen Kirche in der Region Hannover und der Per Mertesacker Stiftung Alternativen an.

"Niemand soll im November und Dezember auf Fußball verzichten. Aber niemand soll auch die WM in Katar gucken müssen", heißt es auf der gemeinsamen Homepage der Organisatoren mit dem Titel "Katar? Eine bessere WM ist möglich." Sie bieten jeweils zum Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft, zum Achtel-, Viertel- und Halbfinale sowie zum Finale Alternativen zu den Übertragungen an. Bei der Veranstaltungsreihe gehe es auch um die Kritik an der Vergabe der Weltmeisterschaft an Katar, an den Arbeitsbedingungen beim Bau der Stadien, an den ökologischen Folgewirkungen und an der Menschenrechtssituation im Emirat. "Wir wissen, dass Fußball für viele Menschen in der Region eine große Bedeutung hat", so Thomas Harling, Kulturbeauftragter der Katholischen Kirche in der Region Hannover. "Gleichzeitig hat der Fußball eine nicht zu unterschätzende gesellschaftliche Verantwortung, der er sich nicht entziehen kann."

VIDEO: Fußball-WM in Katar: Zwischen Boykott und Vorfreude (3 Min)

"Der FIFA geht es nur noch um Geld, Politik und Sichtbarkeit"

Von links nach rechts: Dirk Schröder, 1. Vorsitzender des Fußballmuseums Springe e.V.; Marcus Olm, Projektleiter Sport und Stiftungsrat der Per Mertesacker Stiftung; Thomas Harling, Kulturbeauftragter der Kath. Kirche in der Region Hannover. © Katholische Kirche in der Region Hannover Foto: Melina Will
Dirk Schröder vom Fußballmuseum Springe, Marcus Olm von der Per Mertesacker Stiftung und Thomas Harling von der Katholischen Kirche in der Region Hannover (v.l.n.r.) kritisieren die WM in Katar.

"Fußball ist unsere Leidenschaft, bei uns vergeht kein Tag ohne Fußball", so Dirk Schröder, Vorsitzender des Fußball-Museums Springe. Doch gerade deshalb könne eine WM nicht unterstützt werden, die in einem Land ohne Fußballtradition und ohne Fußballkultur stattfinde. "Klarer als jemals zuvor ist es bei dieser WM geworden, dass es der FIFA nur noch um Geld, Politik und Sichtbarkeit geht", so Schröder. Auch für Marcus Olm von der Per Mertesacker Stiftung ist die Vergabe nach Katar ein Zeichen dafür, wie weit sich der kommerzielle Sport von den Ideen und Tugenden des eigentlichen Spiels entfernt habe. "Daher sind gerade die Situation der Arbeiter und der Umgang mit Minderheiten vor Ort nicht mit unseren Wertvorstellungen in Einklang zu bringen", so Olm.

"Fußball.Macht.Gesellschaft."

Die Veranstaltungsreihe soll sich nach Angaben der Organisatoren kritisch, engagiert und auch humorvoll mit der Fußball-Weltmeisterschaft auseinandersetzen. Unter dem Leitgedanken "Fußball.Macht.Gesellschaft." beginnt sie am Sonnabend, den 19. November, und setzt einen besonderen Schwerpunkt auf die Finalrunden zwischen dem 3. und 18. Dezember. Die Veranstaltungen im Einzelnen:

  • Eröffnungsspiel - Ein Requiem: Am Sonnabend, 19. November, findet in der Kirche Basilika St. Clemens in Hannover um 18 Uhr ein Trauergottesdienst für die Arbeiterinnen und Arbeiter statt, die auf den Baustellen in Katar gestorben sind. Nach dem Gottesdienst wird auf dem Platz vor der Basilika gemeinsam Glühwein getrunken.
  • Achtelfinale - Das schöne Spiel: Am Sonnabend, 3. Dezember, kann selbst Fußball gespielt werden. Im Vereinsheim der SG Bernwardswiese in Hannover-Döhren wird ab 17 Uhr ein Tipp-Kickturnier veranstaltet, bei dem Stefan Krankenhagen aus seinem Buch "Die Poesie des Fußballs" liest und Songs der deutschen Fußballnationalmannschaft zu hören sind. Interessierte können sich bis zum 25. November unter anmeldung@fussball-macht-gesellschaft.de melden.
  • Viertelfinale - Podiumsgespräch "Abseitsfalle": Am Donnerstag, 8. Dezember, findet im Vereinsheim von Eintracht Hannover um 19 Uhr ein Podiumsgespräch statt. Dabei geht es um "die WM in Katar, die Menschenrechte, Fußball des Geldes und die Berichterstattung". Zu Gast sind unter anderem Tabea Giesecke von der Gesellschaft für bedrohte Völker und Carsten Linke, ehemaliger Profi bei Hannover 96.
  • Halbfinale - Der Platzwart: Am Donnerstag, 15. Dezember, sind die beiden HAZ-Kolumnisten Bruno Brauer und Uwe Janssen im Forum St. Joseph in Hannover zu Gast, blicken zurück auf die Saison, wundern sich über den Fußball und kreiden die Wüstenspiele an.
  • Finale - Besser als Messi - Das wahre Finale: Am Sonnabend, 17. Dezember, wird in der Kirchengemeinde St. Augustinus in Hannover-Ricklingen das DFB-Pokal-Spiel 1992 als Stummfilm gezeigt: Hannover 96 gegen Borussia Mönchengladbach. Begleitet wird der Film von Live-Orgel-Musik.

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