Polizisten vor Gericht: Prozessauftakt in Hannover

Es sind schwerwiegende Vorwürfe, wegen derer sich ein 52 Jahre alter Polizist vor dem Landgericht Hannover verantworten muss. Er soll polizeiinterne Erkenntnisse auf Wunsch eines Auftraggebers gezielt beschafft und die Informationen verkauft haben. Am Dienstag hat der Prozess gegen den hauptbeschuldigten Polizisten, einen 59 Jahre alten Fitnessstudiobetreiber sowie zwei weitere Beamte (55 und 39) begonnen. Die Urteile werden im August erwartet.
Verteidiger kritisiert Dauer der Ermittlungen
Nach der Verlesung der Anklageschrift erklärten die Beschuldigten, die Vorwürfe gestehen zu wollen, wie NDR 1 Niedersachsen berichtet. Die Richter ließen daraufhin durchblicken, die Einlassungen goutieren zu wollen. Demnach könne der Unternehmer mit einer Geldstrafe rechnen. Der Hauptangeklagte, dem mindestens ein Jahr Haft und damit die Entlassung aus dem Beamtenverhältnis und der Verlust der Pensionsansprüche drohen, könnte möglicherweise mit einer Bewährungsstrafe davonkommen. Zum Prozessauftakt hatte dessen Anwalt erklärt, dass die Staatsanwaltschaft das Verfahren über Jahre verschleppt habe. Über den Stress sei sein Mandant psychisch erkrankt.
Handel mit internen Erkenntnissen
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Fahnder, der von September 2014 bis Dezember 2016 bei der Polizei Hannover gearbeitet hat, vor, über einen Zeitraum von rund zwei Jahren dienstlich beschaffte Informationen an den Unternehmer weitergegeben zu haben. Dabei ging es unter anderem um die Beschattung einer Person mittels GPS-Peilsender, mit dem sich der Fitnessstudiobesitzer in einem Rechtsstreit befunden hat. Um an Informationen wie anhängige Strafverfahren, persönliche Verbindungen, Einkommens- und Beschäftigungsverhältnisse und Fahrzeuge zu kommen, habe der 52-Jährige seine beiden Kollegen gegen Geld animiert, in Dienstrechnern zu recherchieren. Für sein Engagement als Privatdetektiv soll der Polizist monatlich 3.600 Euro von dem Unternehmer erhalten haben.
