Nach Impfung: Abmahnung für Langenhagener Klinik-Direktoren
Die Direktoren der Geriatrie Langenhagen haben zugegeben, dass zwei von ihnen eine Corona-Impfung erhalten haben, obwohl sie noch nicht an der Reihe waren. Deshalb wurden sie diese Woche abgemahnt.
Es handelte sich dabei um die Pflegedirektorin und den kaufmännischen Direktor. Veranlasst hatte die Impfung offenbar der ärztliche Direktor. Nach Darstellung eines Sprechers des Krankenhaus-Verbundes Klinikum Region Hannover (KRH), zu dem die Klinik in Langenhagen gehört, habe dieser die geltende Priorisierung nach Impfkategorie eins bis drei falsch ausgelegt, als er seinen Kollegen die Impfung anbot. Nach einem Entschuldigungsschreiben des Direktoriums an die Belegschaft hatte das KRH arbeitsrechtliche Konsequenzen geprüft. NDR Recherchen hatten den Prozess ins Rollen gebracht.
Keine fristlose Kündigung trotz schwerwiegender Verstöße
Im Intranet des Klinikverbundes wurde nun bekanntgegeben, dass die Prüfung mit den erteilten Abmahnungen abgeschlossen sei. In dem Schreiben heißt es: "Nach Bewertung der Geschäftsführung liegen schwerwiegende Verstöße bei der Umsetzung von externen und internen Regelungen sowie gegen die Vorbildfunktion vor. Die Notwendigkeit einer fristlosen Kündigung wurde geprüft." Allerdings habe keines der Direktoriumsmitglieder versucht, sich aus eigenem Antrieb einen Vorteil zu verschaffen. Alle drei hätten an der Aufklärung und Aufarbeitung der Fehler konstruktiv mitgearbeitet, sich öffentlich entschuldigt und den eigenen Fehler eingestanden, heißt es.
Impfung des ärztlichen Direktors nicht zu beanstanden
Der Fehler des ärztlichen Direktors habe darin bestanden, die Liste nicht mit der gebotenen Sorgfalt erstellt und geprüft zu haben. Seine eigene Impfung sei nicht zu beanstanden, weil er als Oberarzt an zwei KRH-Standorten klinisch tätiger geriatrischer Chefarzt sei. Die beiden anderen Direktoriumsmitglieder hätten das Impfangebot des Kollegen aber nicht annehmen dürfen.
Betriebsratsmitglieder distanzieren sich
Viele Betriebsräte des KRH Langenhagen reagieren enttäuscht auf die milden Konsequenzen: "Das Verhalten der Direktoren ist aus unserer Sicht im höchsten Maße unsolidarisch. Es stößt bei unseren Mitarbeitern auf Unverständnis, wie es möglich ist, in solch einer Position von versehentlichen und unbedachten Handlungen zu sprechen", heißt es in einem inoffiziellen Schreiben an den NDR. In der Belegschaft hatten die Vorfälle große Empörung und Misstrauen ausgelöst. Eine langjährige Fachkraft schrieb dem NDR: "So etwas habe ich in fast 30 Jahren beim KRH noch nicht erlebt.
"Impfvordrängler" - ein bundesweites Problem
Doch "Impfvordrängler" gibt es nicht nur in der Region Hannover: So wurden unter anderem auch der Peiner Landrat und der Chef des Klinikverbundes Aurich-Emden-Norden vorzeitig geimpft. Das Problem besteht auch über Niedersachsen hinaus: Eine Recherche der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ergab, dass in mindestens neun Bundesländern Menschen gegen Corona geimpft wurden, die noch gar nicht an der Reihe waren. Dabei kamen unter anderem Kommunalpolitiker zum Zug. In den meisten Fällen wurde dies mit übrig gebliebenen Dosen begründet. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert Strafen bei Verstößen gegen die Impf-Reihenfolge.
