Missbrauchsfall Münster: Dritter Mann aus Hannover angeklagt
Im Missbrauchsfall von Münster hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen weiteren Mann aus Hannover erhoben. Der 30-Jährige soll zwei Jungen schwer sexuell missbraucht haben.
Nach Angaben eines Sprechers enthält die Anklageschrift insgesamt 13 Vorwürfe. Die mutmaßlichen Taten sollen sich zwischen April und September vergangenen Jahres in Wohnungen in Hannover, Münster und Aschaffenburg sowie auf Reisen nach Mallorca und Sylt abgespielt haben. Der Mann war bereits am 30. Juni festgenommen worden. Er sitzt seitdem zusammen mit acht weiteren Beschuldigten in Untersuchungshaft.
Ziehsohn des Hauptangeklagten missbraucht
Der Hannoveraner soll den 27 Jahre alten Hauptangeklagten aus Münster im Internet kennengelernt haben. Diesem wird vorgeworfen, den Sohn seiner langjährigen Lebensgefährtin immer wieder anderen Männern für schwere sexuelle Gewalttaten überlassen und ihn auch selbst vergewaltigt zu haben. Der inzwischen elfjährige Ziehsohn ist nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft auch mehrfach Opfer des 30-Jährigen geworden. Auf Mallorca soll der Mann zudem den damals neun Jahre alten Neffen eines ebenfalls an der Reise beteiligten Mannes aus Kassel vergewaltigt haben.
Beschuldigter bestreitet Vorwürfe
Der nicht vorbestrafte Beschuldigte hat die Vorwürfe bislang bestritten. Er habe lediglich eingeräumt, sich im Sommer 2019 auf Mallorca aufgehalten und auch mehrmals bei dem Münsteraner übernachtet zu haben, so der Sprecher. Bei einer der ihm vorgeworfenen Handlungen sei er nicht vor Ort gewesen. Über die Zulassung der Anklage entscheidet das Landgericht Münster.
Hauptprozess beginnt am 12. November
In dem Missbrauchskomplex hat am Dienstag ein erstes Gerichtsverfahren gegen einen geständigen Mann aus Norderstedt in Schleswig-Holstein begonnen. Der größte Prozess mit fünf Beschuldigten startet am 12. November. Auf der Anklagebank sitzen dann der 27-jährige Münsteraner, der 35-jährige Mitbewohner des Hannoveraners, ein 30 Jahre alter Mann aus Staufenberg in Hessen sowie ein 42-Jähriger aus Schorfheide in Brandenburg. Angeklagt ist außerdem die 45-jährige Mutter des Hauptangeklagten, weil sie wissentlich die Gartenlaube zur Verfügung gestellt haben soll, in der sich die meisten Übergriffe ereigneten.
Weitere Vorwürfe gegen 50-Jährigen
Erst am Dienstag hatte die Staatsanwaltschaft weitere Vorwürfe gegen einen 50-jährigen Mann aus Hannover erhoben. Dieser soll sich im Juni und November 2019 am heute Ziehsohn des 27-jährigen Hauptangeklagten vergangen haben. Wann der Prozess gegen ihn eröffnet wird, steht noch nicht fest.
