Missbrauch in Lügde: Was wusste das Jugendamt?
Die Verwaltung des Landkreises Hameln-Pyrmont hat die Akten zurückerhalten, die im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal in Lügde stehen. Das berichtet NDR 1 Niedersachsen. Die Staatsanwaltschaft hatte die Unterlagen beschlagnahmt. Nun, da sie wieder vorliegen, werde der Landkreis prüfen, welche Informationen dem Hamelner Jugendamt über Missstände auf dem Campingplatz vorlagen, hieß es aus der Verwaltung. Danach werde die Öffentlichkeit informiert.
Jugendamt soll Hinweisen nicht nachgegangen sein
Gegen das Jugendamt des Landkreises Hameln-Pyrmont waren schwere Vorwürfe erhoben worden. Es sei frühzeitigen Hinweisen auf Kindesmissbrauch auf dem Campingplatz nahe der niedersächsischen Grenze nicht nachgegangen und habe dennoch dem Hauptverdächtigen ein Pflegekind überlassen.
34 Opfer identifiziert
Zuletzt waren im Fall Lügde neue Einzelheiten bekannt geworden. Drei weitere Opfer wurden identifiziert, die Zahl liegt damit bei 34. Darüber hinaus gibt es 14 Verdachtsfälle. Der frühere Leiter der Sonderkommission für den Missbrauchsfall bei der Kreispolizei Lippe wurde vorübergehend suspendiert. Das teilte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstag dem Innenausschuss des dortigen Landtags mit.
Umfang des Falls wächst
Ende Januar war bekannt geworden, dass mindestens drei Männer auf dem Campingplatz über Jahre Kinder missbraucht hatten. Es hatte Anzeichen für die Taten gegeben. Jugendämter überprüften die Behausung eines der Beschuldigten, bei dem ein Pflegekind aus Niedersachsen untergebracht war - niemand fand Hinweise auf Straftaten. Nach und nach wachsen nun die Zahlen der Missbrauchsopfer, mutmaßlicher Täter und Mitwisser sowie der Umfang des Behördenversagens in Verwaltungen und bei der Polizei. Zuletzt wurde bekannt, dass ein Ermittler selbst 2011 wegen des Besitzes von Kinderpornografie verurteilt worden war. Die drei Hauptbeschuldigten (56, 48 und 33 Jahre alt), unter ihnen ein Mann aus Stade, sitzen in Untersuchungshaft.
