Lügde-Kommission: Benötigen mehr Kinderschutz-Experten
Justizministerin Barbara Havliza (CDU) hat am Mittwoch den Abschlussbericht der sogenannten Lügde-Kommission vorgestellt. Die Kinderschutz-Experten fordern darin mehr Profis im Jugendhilfe-System.
Die vom Niedersächsischen Landespräventionsrat ins Leben gerufene interdisziplinär besetzte Expertenrunde hatte eineinhalb Jahre lang Abläufe in Jugendämtern überprüft. Außerdem ging es um die Zusammenarbeit zwischen Behörden und Institutionen des Kinderschutzes. In ihrem Abschlussbericht hat sie 44 Vorschläge an die niedersächsische Landesregierung formuliert, um den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellem Missbrauch zu erhöhen. Unter anderem müsse die Qualität der Arbeit im Umgang mit jungen Menschen deutlich verbessert werden. Für die Aufgaben im Kinderschutz benötige man Spezialisten und keine Berufsanfänger. Es herrsche derzeit ein Fachkräftemangel. Abhilfe könnten unter anderem regelmäßige Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen schaffen. Havliza sagte: "Wir brauchen gute Konzepte zur Prävention und das Bewusstsein, dass sexualisierte Gewalt wirklich in allen Teilen der Gesellschaft vorkommt."
Kommission fordert neues Denken in Jugendämtern
Kommissionsleiter Thomas Meysen sprach sich zudem für mehr Sensibilität in Jugendämtern aus. Es müsse in den Behörden eine Atmosphäre geschaffen werden, in der es möglich sei, getroffene Entscheidungen kritisch zu hinterfragen. "Fälle wie derjenige in Lügde machen deutlich: Jugendämter sind für Kinder lebenswichtig - auch in Zeiten von Corona. Kinderschutz ist lebenswichtig." Die Aufarbeitung des Lügde-Komplexes hat schwere Versäumnisse im Jugendamt Hameln-Pyrmont aufgedeckt. So hatte die Behörde ein Mädchen trotz deutlicher Anzeichen für sexuellen Missbrauch dem Haupttäter auf einem Campingplatz im nordrhein-westfälischen Lügde an der Grenze zu Niedersachsen in Pflege gegeben.
Enquete-Kommission des Landtags nimmt Arbeit auf
Justizministerin Havliza erklärte, die Landesregierung nehme die Anregungen sehr ernst und sei daran, sie umzusetzen. "Die neue Enquetekommission, die am 14. Dezember ihre konstituierende Sitzung hatte, wird gewiss weitere Punkte auf den Weg bringen." 14 Abgeordnete und vier externe Experten sollen wirkungsvolle Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen erarbeiten und umsetzen. Der Abschlussbericht wird für Ende 2021 erwartet.
