Eine Frau hält ein Schild mit der Aufschrift "Alle 11 Minuten bekommt ein:e Sozialarbeiter:in ein Burnout" auf einer Kundgebung mehrerer Gewerkschaften auf dem Opernplatz in Hannover. © dpa/picture-alliance Foto: Mia Bucher

Mehrere Tausend Kita-Beschäftigte demonstrieren in Hannover

Stand: 10.05.2022 15:30 Uhr

Ver.di hatte am Dienstag Erziehende, Sozialarbeitende und Beschäftigte der Behindertenhilfe erneut zum Warnstreik aufgerufen. Rund 3.500 kamen laut der Gewerkschaft zur Kundgebung nach Hannover.

Nach Schätzungen der Polizei nahmen 2.500 Menschen an der Veranstaltung auf dem Opernplatz teil. Ver.di hatte Busse organisiert, mit denen Teilnehmende aus ganz Niedersachsen in die Landeshauptstadt gekommen waren. Vor allem Beschäftigte aus städtischen Kitas waren dabei. Mit Rasseln, Klatschen und Trommeln verschafften sie ihrer Forderung nach mehr Geld und Zeit Gehör. Vielerorts im Land blieben kommunale Kitas am Dienstag zu.

Nächste Tarifrunde steht kommende Woche an

Die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig Erzieherinnen und Erzieher sind, sagten einige der Demo-Teilnehmenden. Sie seien fast die ganze Zeit im Einsatz gewesen und wünschten sich nun mehr Anerkennung. Ver.di will in den Tarifgesprächen mit den Arbeitgebern in der kommenden Woche erreichen, dass Erzieherinnen und Erzieher in kommunalen Kitas, Sozialassistenten und Sozialarbeiter sowie Beschäftigte in der Behindertenhilfe in den Gehaltstabellen höher eingruppiert werden.

Mehr Entlastung und mehr Fachkräfte gefordert

Neben Geld geht es den Demonstrierenden auch um mehr Zeit - fürs Vorbereiten und Nachbereiten von Gruppenarbeit, aber auch für Pausen, um den Stress zu verringern. Die Arbeitgeber seien an der Reihe, für mehr Entlastung und mehr Fachkräfte zu sorgen, sagte ver.di-Landeschefin Ute Gottschaar. Erzieherin Franziska Reineke aus Peine meint: "Die Arbeitgeber sehen die Belastung überhaupt nicht."

Es geht um bundesweit 330.000 Beschäftige

In dem bundesweiten Tarifkonflikt geht es um etwa 330.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes der Kommunen im Sozial- und Erziehungsdienst. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) verhandelt für die Kommunen. Die zwei vorausgegangenen Verhandlungsrunden waren ohne Einigung geblieben. Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 16. bis 18. Mai in Potsdam geplant.

Eltern rufen zu Konfliktlösung auf

Angesichts weiterer für Donnerstag angekündigter Warnstreiks in Niedersachsen haben Elternvertreter, Kitapersonal und Arbeitgeber zu einer Konfliktlösung am Verhandlungstisch aufgerufen. "Liebe Streikende, der Streik geht zu Lasten der Familien. Er trifft eine tiefe Wunde, die noch nicht verheilt ist", heißt es in einem Aufruf der Landeselternvertretung der niedersächsischen Kindertagesstätten, der am Montag veröffentlicht wurde. Nach zwei auch finanziell anstrengenden Jahren mit der Corona-Pandemie seien die Reserven vieler Eltern aufgebraucht.

Kita-Eltern fordern mehr Unterstützung

Es brauche daher nun ein gemeinsames Signal der Politik in Bund und Land, "dass die Familie als Säule der Gesellschaft die Unterstützung erhält, die sie braucht", sagte die Vorsitzende Christine Heymann-Splinter mit Blick auf leere Kassen bei den Kita-Trägern. Man sei es leid, immer wieder zu hören, dass gerade andere Stellen dafür zuständig seien. Konkret fordert die Elternvertretung mehr Fachkräfte pro Kind, eine Vergütung der Ausbildung in den Sozial- und Erziehungsberufen, eine finanzielle Unterstützung für Eltern, die von Betreuungsausfällen betroffen sind sowie einen Kündigungsschutz für Eltern, die von Streiks betroffen sind.

KAV: Gewerkschaft sollte nächste Verhandungsrunde abwarten

Auch die kommunalen Arbeitgeber in Niedersachsen haben kein Verständnis für die weiteren Warnstreiks. Michael Bosse-Arbogast, Geschäftsführer des Kommunalen Arbeitgeberverbands Niedersachsen (KAV), verweist einerseits auf die für kommende Woche geplante Gesprächsrunde. Diese solle ver.di erstmal abwarten. Bosse-Arbogast hält die Forderungen zudem für überzogen. Allein in Niedersachsen würde die Umsetzung pro Jahr 150 Millionen Euro zusätzlich kosten - für die Kommunen sei das nicht machbar.

Vergangene Woche streikten rund 4.000 Beschäftigte

Bereits in der vergangenen Woche hatten sich nach Angaben der Gewerkschaft ver.di in Niedersachsen und Bremen rund 4.000 Beschäftigte an Kitas, in der Sozialarbeit und in der Behindertenhilfe an Warnstreiks beteiligt.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 10.05.2022 | 14:00 Uhr

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