Erster Tag im IS-Prozess gegen 33-Jährige aus Osnabrück
Beim Prozessauftakt in Celle hat die Angeklagte von ihrem Alltag bei der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) berichtet. Ihr werden unter anderem Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen.
Die Deutsche Romiena S. stritt am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht ab, in Deutschland andere Frauen für den IS angeworben zu haben. Sie sei Ende 2014 mit ihrer vier Jahre alten Tochter nach Syrien ausgereist. Dort habe sie einen Mann heiraten wollen. Die Angeklagte sagte aus, nicht gewusst haben, dass der Mann in der Medienabteilung des IS arbeitete. Die Anklage wirft der Frau vor, hintereinander mehrere IS-Mitglieder nach islamischem Ritus geheiratet und ihnen Kampfhandlungen ermöglicht zu haben, indem sie den Haushalt geführt habe.
Anklage: Tochter gegen den Willen des Vaters mitgenommen
Die 33-Jährige ist in Mülheim an der Ruhr geboren und wuchs bis zu ihrem 13. Lebensjahr in Spanien auf. Später lebte sie in Osnabrück. Die Bundesanwaltschaft wirft ihr unter anderem die Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung sowie ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Sie soll ihre Tochter aus Deutschland gegen den Willen des Vaters mitgenommen und außerdem eine jesidische IS-Sklavin beaufsichtigt haben. Im Gericht tritt die jesidische Frau als Nebenklägerin auf.
Prozess bis in den Sommer geplant
Nach Angaben ihres Anwalts nimmt die Angeklagte in der Untersuchungshaft an einem Aussteigerprogramm teil. Vor Gericht erzählte die Angeklagte am Mittwoch unter Tränen, dass ihr Mann gestorben sei, als sie im achten Monat mit Zwillingen schwanger war. Eines der Babys sei kurz nach der Geburt in einer Klinik gestorben.
Zwei Prozesstage sind zunächst für ihre Aussagen sowie Fragen und Antworten vorgesehen. Das Verfahren soll voraussichtlich bis in den Sommer laufen.
