Brandprävention: "In vielen Bereichen neu ansetzen"
28 Hektar vernichteter Wald, eine evakuierte Ferienhaussiedlung und zahlreiche Auto- und Lkw-Fahrer, die auf der zeitweise gesperrten A7 im Stau standen oder sogar übernachten mussten - das ist die vorläufige Bilanz eines Waldbrands bei Schwarmstedt (Heidekreis). Michael Herrmann, Freiwilliger Feuerwehrmann und Vorsitzender des Vereins ForestFireWatch, glaubt, dass dieser Brand hätte verhindert werden können - durch bessere Vorbeugung.
Herr Herrmann, wie hätte dieser Waldbrand verhindert werden können?
Michael Herrmann: Indem wir mehr Prävention betreiben. Wir haben zum Beispiel nach der Waldbrandkatastrophe 1975 vermehrt "Wundstreifen" an kritischen Stellen angelegt, sprich an viel befahrenen Straßen, aber auch an Bahnlinien (Anmerkung der Redaktion: Dabei handelt es sich um Streifen von mehr als einem Meter Breite, auf dem alles Brennbare regelmäßig entfernt wird). Das ist weitgehend eingestellt worden, weil es auch nicht mehr unterhalten wird, weil der Unterhalt natürlich teuer ist. Aber wenn man einen solchen "Wundstreifen" in diesem Waldstück gehabt hätte, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass es bei einem reinen Böschungsbrand bleibt, groß gewesen. Dieser "Wundstreifen" hätte den angrenzenden Wald wahrscheinlich vor dem Böschungsfeuer geschützt.
So ein "Wundstreifen" müsste aber auch gepflegt werden, damit dort nicht Unkraut wächst und sich entzünden kann …
Herrmann: Richtig, das ist auch ein Teil des Problems. Der "Wundstreifen" muss unterhalten werden. Das kostet natürlich Zeit und kostet Geld. Aber wenn man sich die Konsequenzen mal anschaut, die wir jetzt dadurch tragen, dass wir ihn gerade nicht gehabt haben, dann muss man diese Kosten-Nutzen auch einfach mal gegenüberstellen. Präventionsmaßnahmen sind grundlegend natürlich nicht kostenfrei zu haben. Aber im Vergleich zu Löscharbeiten sind sie vergleichsweise günstig.

Wie weit ist Ihr Verein mit Ihren Ideen? Konnten sie diese schon mal vorbringen, etwa bei Straßenbaubehörden, die neue Strecken planen?
Herrmann: Nein, wir sind da wirklich wieder leider ganz am Anfang. Wir haben die Lehren von 1975 eigentlich noch im Hinterkopf gehabt. Aber wir haben diese ein bisschen aus dem Auge verloren. Wir müssen jetzt tatsächlich in vielen Bereichen wieder neu ansetzen.
Was für eine Summe würde Ihnen helfen, um Wälder in Niedersachsen schützen zu können?
Herrmann: Das können wir nicht durchrechnen. Das hängt auch immer davon ab, wie die Beschaffenheit vor Ort ist, welche Maßnahmen zu treffen sind, wie der Untergrund ist, wie die Vegetation dort ist. Wir werden aber jetzt in einem Projekt, das wir mit dem Verbund Vegetationsbrandbekämpfung anschieben, entsprechende Musterflächen anlegen. Dort ist unser Ziel, einfach mal zu demonstrieren, dass man mit vergleichsweise wenig Aufwand viel erreichen kann.
Das Interview führte Julia Vogt, NDR.
