"Leopoldina" will Lockdown bis Januar: Niedersachsen zögert
Während Politiker und Experten noch darüber streiten, ob die Corona-Regeln weiter verschärft werden müssen, hat die Akademie "Leopoldina" jetzt einen harten Lockdown gefordert.
Niedersachsen hatte bislang keinen Anlass für Verschärfungen gesehen, sich erneuten Gesprächen zwischen Bund und Ländern aber nicht verschlossen. "Wenn ein solches Treffen stattfinden sollte, wird Niedersachsen aber selbstverständlich gerne teilnehmen", sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Montag. Am Dienstag hat sich die in Halle ansässige Akademie der Wissenschaften mit einem dramatischen Appell an die Politik gewandt. Das Gremium aus Wissenschaftlern fürchtet, dass durch die für die Feiertage geplanten Lockerungen die Corona-Infektionszahlen regelrecht explodieren und auf rund 50.000 tägliche Neuinfektionen steigen könnten. Sie fordern daher, das öffentliche Leben bis zum 10. Januar weitgehend ruhen zu lassen. Zuvor hatten unter anderem die Landesregierungen von Bayern, Baden-Württemberg und dem Saarland harte Einschnitte spätestens nach Weihnachten verlangt. Sie drängen auf eine rasche zusätzliche Besprechung der Länderchefs - und sind damit auf einer Linie mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Neuer Trend? Zahlen steigen langsam wieder
Die Kanzlerin hatte am Montag in einer Videokonferenz der CDU-Fraktion nach Angaben von Teilnehmern betont, dass Deutschland mit den bisherigen Maßnahmen von den auf viel zu hohem Niveau stagnierenden Infektionszahlen nicht herunterkomme. Ohne zusätzliche Maßnahmen werde man den Winter nicht durchstehen können. Es müsse noch vor Weihnachten entschieden werden, was zu tun sei. In den vergangenen Tagen ist die Zahl der Neuinfektionen im Vergleich zur Vorwoche sogar wieder leicht gestiegen.
Niedersachsen will Lage vor Weihnachten sondieren
Ministerpräsident Weil hatte darauf hingewiesen, dass Niedersachsen aktuell die drittniedrigsten Infektionszahlen in Deutschland verzeichne. Eine Notwendigkeit für Verschärfungen, wie sie Bayern jetzt im Alleingang beschlossen hat, sieht er aktuell für Niedersachsen nicht. "In den Tagen vor dem 20. Dezember 2020 werden wir die dann aktuelle Situation genau analysieren und entscheiden, ob wir die Regelungen in unserer Corona-Verordnung verändern müssen oder fortschreiben können", so Weil weiter. Gleichzeitig betonte er: "Wir tendieren in Niedersachsen eher zu einer vorsichtigen und zurückhaltenden Linie und machen insgesamt gute Erfahrungen mit unserem Kurs."
