Abtreibung: Fühlen sich Frauen bei Agaplesion nicht willkommen?
Schwangerschaftsabbrüche sind immer ein diffiziles Thema, auch in Obernkirchen. Offenbar scheuen Frauen eine Abtreibung in der Klinik des christlichen Agaplesion-Konzerns.
Patientinnen nehmen das Angebot von Schwangerschaftsabbrüchen nach sozialer Indikation in der Klinik offenbar kaum an, obwohl sie sich vorher haben beraten lassen. Der Landkreis ist mit zehn Prozent an dem Klinikum beteiligt. Landrat Jörg Farr (SPD) hat angekündigt, Gespräche mit Agaplesion führen zu wollen. An denen sollen auch die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises sowie Vertreterinnen und Vertreter der Beratungsstellen teilnehmen. Die Klinik teilte mit, dass sie zu konstruktivem Austausch bereit sei, wenn dabei Verbesserungsvorschläge herauskämen.
AWO-Chefin vermutet hohen Rechtfertigungsdruck
Wo liegt das Problem? In einem Kompromiss hatte sich Agaplesion vor vier Jahren dazu bereit erklärt, niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten nach sozialen Kriterien Abtreibungen in der Klinik zu erlauben. Die Frauen müssen sich zuvor beraten lassen, beispielsweise bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Oft würden sie die Frauen nach der Beratung nicht wiedersehen, sagte AWO-Geschäftsführerin Heidemarie Hanauske dem NDR in Niedersachsen. Erklären könne sie sich die geringe Zahl der Abtreibungen nur so, dass die Frauen in Obernkirchen "sich nicht der Situation aussetzen wollen, sie seien nicht willkommen". Wenn sie in Rechtfertigungsdruck gerieten, suchten sie andere Wege und ließen die Abbrüche in anderen Landkreisen durchführen.
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