Letzte Chance für Galloway-Bulle "Bernd"
"Bernd", der Bulle, noch immer ist er nicht zurück bei seinen Artgenossen auf dem Galloway-Hof in Wittingen (Landkreis Gifhorn). Ausgebüxt ist "Bernd" vor mehr als vier Wochen. Zuletzt wurde er diese Woche in der Nähe einer Rinderweide im Naturschutzgebiet Schweinebruch bei Celle gesichtet. Nun will ihn am Wochenende die Kavallerie stellen. Nein, keine berittenen Soldaten - Westernreiter aus dem Landkreis Uelzen sollen das Tier gemeinsam mit Naturschützern aus dem Wald auf die Weide treiben. Gelingt die Aktion, kann "Bernd" noch ein Jahr am Leben bleiben. Dann wäre er ausgewachsen und würde geschlachtet. Lässt er sich aber auch von den Westernreitern nicht beeindrucken, wird ein Abschuss wohl unvermeidlich sein.
"Bernd" geht es gut, sagt sein Halter
Gut gehen dürfte es "Bernd" in freier Wildbahn jedenfalls, da ist sich Landwirt Heinrich Bühring vom Galloway-Hof sicher. In der Natur, abseits der inzwischen kargen Weiden, sei noch gutes, grünes Futter zu finden. "Es gibt auch das eine oder andere Maisfeld, wo er sich laben kann", sagte Bühring NDR 1 Niedersachsen. "Ich glaube, dass er seine Freiheit als positiv empfindet." Kein Wunder also, dass sich "Bernd" bislang nicht hat einfangen lassen und auch nicht in die neu aufgestellte Zuckerrüben-Falle gegangen ist.
"Bernd" extrem schreckhaft
Zusammen mit acht weiteren Galloways war "Bernd" weggelaufen, nachdem ein Unbekannter den Zaun durchschnitten hatte. Außer "Bernd" konnten alle Tiere wieder eingefangen werden. Der Bulle war in den vergangenen Wochen zwar regelmäßig auf seiner Stamm-Weide gesichtet worden und sollte am vergangenen Sonntag eigentlich auch von einem Jäger erschossen werden. Doch von "Bernd" fehlte dann ab dem Wochenende wieder jede Spur. Grundsätzlich gehe von dem Bullen zwar keine Gefahr aus, so Bühring. Es könne aber zu unvorhersehbaren Situationen mit Reitern und Spaziergängern mit Hunden kommen.
Ein lebendiger "Bernd" ist auch ein wertvoller "Bernd"
Zudem könne der 400-Kilogramm-Bulle auf Bahngleise laufen. Dann müsste sein Halter Heinrich Bühring für eventuelle Schäden haften. "Bernd", der Unberechenbare also - ein Risiko, das keiner tragen möchte. Für den Galloway-Hof wäre ein eingefangener, lebendiger Bulle auch in anderer Hinsicht wertvoller als ein toter: Werde "Bernd" jetzt geschossen und per sogenannter Weide-Schlachtung direkt an Ort und Stelle ausgenommen und abtransportiert, bringe das Fleisch im Verkauf etwa 1.500 Euro. Im ausgewachsenen Zustand sei "Bernd" etwa das Doppelte wert.
