Martin Winterkorn (Mitte), ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, steht in einem Saal des Landgerichts Braunschweig zwischen seinen Verteidigern. © picture alliance/dpa Foto: Moritz Frankenberg

Diesel-Skandal: Zeuge belastet damaligen VW-Chef Winterkorn

Stand: 13.09.2024 15:34 Uhr

Ein ehemaliger hochrangiger VW-Mitarbeiter hat im Prozess gegen den einstigen VW-Chef Martin Winterkorn ausgesagt, dass er ihn noch vor Auffliegen des Diesel-Skandals in den USA informiert habe.

"Wir haben beschissen", will er zu Winterkorn gesagt haben. In dem Telefonat am 27. Juli 2015 soll der Zeuge so auf die Frage von Winterkorn geantwortet haben, was mit dem Diesel in den USA los sei. Nach dem Anruf sei der heute 76 Jahre alte Zeuge überrascht gewesen, dass Winterkorn zu diesem Zeitpunkt Ende Juli nicht wirklich über die Probleme mit den Dieselfahrzeugen in den USA Bescheid gewusst habe. Warum der nun 77-jährige ehemalige Vorstandsvorsitzende Winterkorn den Zeugen an dem Tag anrief, blieb im Prozess vor dem Landgericht Braunschweig am Donnerstag unbeantwortet. Zumal der Mann zu dem Zeitpunkt bereits einige Monate nicht mehr als Leiter des Ausschusses für Produktsicherheit (APS) tätig, sondern "nur noch beratend" im VW-Konzern aktiv gewesen sei, so der Zeuge.

Videos
Ex-VW-Chef Winterkorn beim Prozessauftakt. © Screenshot
3 Min

Dieselskandal: Prozess gegen Ex-VW-Boss Winterkorn beginnt

Neun Jahre nach Bekanntwerden des Abgasskandals bei Volkswagen, muss der frühere Vorstandschef sich vor Gericht verantworten. (03.09.2024) 3 Min

Winterkorn telefoniert erneut mit Zeugen

In den Wochen bis Mitte September 2015 spitzte sich die Lage für den VW-Konzern zu, bis das Unternehmen schließlich gegenüber den US-Behörden die Manipulationen einräumte. Winterkorn habe nach weiteren Informationen, wonach es eine interne Untersuchung geben müsse, den Zeugen am 14. September 2015 angerufen: "Habe ich gelesen. Wen muss ich rausschmeißen?", soll Martin Winterkorn gefragt haben. 

Zeuge gehört zu international gesuchten VW-Mitarbeitern

Gegen den 76-Jährigen läuft auch ein Strafverfahren in Deutschland zur Dieselaffäre. Der Zeuge gehört laut früheren Medienberichten zu den Mitarbeitern, die in den USA angeklagt wurden und Deutschland nicht mehr verlassen, weil sie international gesucht werden. 

Mehr zu den Hintergründen des Dieselskandals und zum Winterkorn-Prozess finden Sie hier.

Weitere Informationen
Martin Winterkorn, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, im Landgericht Braunschweig. © dpa Foto: Moritz Frankenberg

Prozess um Dieselskandal: Ex-VW-Boss Winterkorn gibt Erklärung ab

Der 77-Jährige hat vor dem Landgericht Braunschweig sämtliche Vorwürfe zurückgewiesen. Am Dienstag hatte der Prozess begonnen. (04.09.2024) mehr

Martin Winterkorn, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, geht nach einer Prozesspause zurück in einen Saal in der Stadthalle Braunschweig. I © picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

Dieselskandal: Ex-VW-Chef Winterkorn ab September vor Gericht

Nachdem der Ex-Manager als Zeuge in einem anderen Prozess aufgetreten ist, sitzt er dann in Braunschweig auf der Anklagebank. (15.04.2024) mehr

Martin Winterkorn, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, kommt als Zeuge im VW-Dieselskandal in die Stadthalle Braunschweig. © Julian Stratenschulte/dpa +++ dpa-Bildfunk ++ Foto: Julian Stratenschulte

Winterkorn vor Gericht: Ahnungslos im eigenen Konzern?

Der Ex-VW-Chef leugnet weiter jede Verantwortung im Dieselbetrug: Schuld seien Mitarbeiter, die ihn nicht informiert hätten. (16.02.2024) mehr

Auf einem Namensschild im Gerichtsssal des Landgerichts Braunschweig steht Prof. Dr. Winterkorn © NDR.de | Hilke Janssen Foto: Hilke Janssen

Ex-VW-Boss auf dünnem Eis: Winterkorn sagt als Zeuge aus

Winterkorn könnte ab Herbst sogar als Angeklagter vor Gericht stehen. Fragen und Antworten zum Prozess gibt es hier. (14.02.2024) mehr

Der frühere VW-Chef Herbert Diess beim Prozess vor dem OLG Braunschweig. © picture alliance/dpa

Dieselskandal: Ex-VW-Chef Diess weist Verantwortung von sich

Das milliardenschwere Mustervefahren startete am Dienstag vor dem OLG Braunschweig. Geklagt hatten Tausende Anleger. (16.01.2024) mehr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Braunschweig

VW

Wolfsburg

Mehr Nachrichten aus der Region

Ein Lkw-Stau auf der Weserbrücke bei Hann. Münden. © NDR Foto: Bärbel Wiethoff

Marode Brücken: Südniedersachsen ist besonders betroffen

Allein im Landkreis Göttingen stehen 10 Prozent der niedersächsischen Bauwerke, deren Zustand kritisch ist. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen