Bündnis fordert sofortigen Baustopp am Schacht Konrad
Das Bündnis "Salzgitter gegen Konrad" hat Einschätzungen zweier Experten vorgestellt. Als Konsequenz fordert Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel den sofortigen Baustopp am Atommüllendlager.
"So lange nicht bewiesen ist, dass Schacht Konrad den heutigen Anforderungen an ein tiefengeologisches Lager für radioaktive Abfälle entspricht, dürfen keine weiteren Fakten geschaffen und keine weiteren Gelder in der Tiefe versenkt werden", so Klingebiel (CDU). Das Bündnis hatte die beiden Experten beauftragt und beruft sich nun auf deren Beurteilung.
Vom Betreiber veröffentlichte Erkenntnisse begutachtet
Geologe Jürgen Kreusch und Physiker Wolfgang Neumann hatten den Auftrag, 2020 veröffentlichte Erkenntnisse zu bewerten. Diese stammen aus der ersten Phase der "Überprüfung der sicherheitstechnischen Anforderungen des Endlagers Konrad nach dem Stand von Wissenschaft und Technik" durch die Betreiber. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) baut das frühere Eisenerzbergwerk Konrad zum Bundesendlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle aus.
Experten: Bewertung auf veralteter Grundlage
Das Atomgesetz schreibe vor, dass der Stand von Wissenschaft und Technik in die Beurteilung mit einfließen muss. "Die Gutachter der Bundesgesellschaft für Endlagerung stützen ihre Bewertungen jedoch wesentlich auf die zum Zeitpunkt der Begutachtung gültigen Gesetze und Verordnungen sowie die längst überholten Sicherheitskriterien für die Endlagerung radioaktiver Abfälle von 1983", führt Neumann an. Die Ergebnisberichte aus 2020 würden demnach dem selbst gestellten Anspruch eines Vergleichs mit dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik nicht gerecht. So habe sich seit dem Planfeststellungsbeschluss 2002 beispielsweise die Einschätzung des Gesundheitsrisikos durch Radon erhöht.
Geologe: Modellgebiet nicht relitätsnah?
Die Kritik des Geologen Kreusch bezieht sich unter anderem auf den Langzeitsicherheitsnachweis. Es stelle sich die Frage, ob das bereits seit Beginn der 80er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts vorliegende Modellgebiet die realen Verhältnisse ausreichend gut abbildet. Wenn man beispielsweise die heute übliche hochauflösende 3-D-Seismik einsetzen würde, könne man zu einer womöglich realitätsnäheren Darstellung kommen. Auch die Aussagekraft viele Jahrzehnte alter Materialproben stellt der Geologe infrage.
Die ausführlichen Stellungnahmen der Experten sind auf der Internetseite der Stadt Salzgitter zu finden.
