Stand: 18.10.2015 16:53 Uhr

Abgas-Skandal: Razzia bei VW in Frankreich

Der Auspuff eines VW-Passats ist am 25.09.2015 vor dem Volkswagenwerk in Wolfsburg zu sehen. © dpa - Bildfunk
Nach einer Groß-Razzia unter anderem am Stammwerk in Wolfsburg Anfang Oktober wurde nun auch der VW-Sitz in Frankreich durchsucht. (Archivbild)

Französische Ermittlungsbehörden haben im Zuge des Abgas-Skandals bei VW auch den Sitz des Volkswagen-Konzerns in Frankreich durchsucht, wie eine Sprecher des Autobauers am Sonntag in Wolfsburg bestätigte. Die Razzia fand demnach bereits am Freitag statt. Der Konzern habe "in vollständiger Transparenz mit der Polizei kooperiert", so eine VW-Sprecherin in Frankreich. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden Dokumente und Computer in den Räumen des VW-Sitzes in Villers-Cotterêts im Département Aisne sichergestellt. Am dortigen VW-Standort sind rund 700 Mitarbeiter beschäftigt. Zuvor hatte die französische Justiz bereits Vorermittlungen wegen schweren Betrugs gegen VW eingeleitet. In Frankreich sind rund 950.000 Fahrzeuge von den manipulierten Abgas-Werten betroffen.

Konzern drohen europaweit Strafverfahren

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Ein Mitarbeiter der Volkswagen AG arbeitet im Volkswagenwerk in Wolfsburg an einer VW Tiguan-Karosse. © dpa-Bildfunk Foto: Jochen Lübke

Nun doch: VW-Mitarbeitern droht Jobverlust

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Unterdessen teilte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) Ende der Woche in einem Schreiben an 31 europäische Amtskollegen mit, dass der Autobauer mit der Manipulation von Abgas-Werten auch gegen Europarecht verstoßen hat. Das berichtete die "Bild am Sonntag", ein Sprecher des Bundesverkehrsministerium hat den Brief bestätigt. "Mit diesem Schreiben muss der VW-Konzern jetzt europaweit mit Schadensersatzforderungen und Strafrechtsverfahren rechnen", sagte Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer dazu der Zeitung. Aus den USA droht dem Konzern bereits eine Klagewelle.

In seinem Brief verweist der Verkehrsminister auf den Bescheid des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA), in dem die Kontrollbehörde festgestellt, dass es sich bei den von VW in bestimmte Diesel-Fahrzeuge eingebauten Softwareprogramme um Abschalteinrichtungen handelt, die nach einer EU-Verordnung unzulässig sind. Das KBA verpflichtete VW daraufhin zum Rückruf aller betroffenen 2,4 Millionen Autos in Deutschland. VW ruft nun europaweit 8,5 Millionen Fahrzeuge zurück.

Ermittlungen auch in Italien

Am Donnerstag waren bereits mehrere Büros von Volkswagen in Italien durchsucht worden, etwa am Hauptsitz in Verona und bei der Tochter Lamborghini in Bologna, wie ein Sprecher der Finanzpolizei in Verona gesagt hatte. Dort ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Handelsbetrugs gegen einige Manager. Auch die italienische Kartellbehörde befasst sich laut Informationen der Deutschen Presseagentur mit dem Fall. Von dem Skandal um gefälschte Abgaswerte sind in Italien etwa 650.000 Diesel-Fahrzeuge betroffen.

Bereits Anfang Oktober hatte es eine unangekündigte Razzia bei VW gegeben. Durchsuchungen wurden "insbesondere in der Konzernzentrale in Wolfsburg" sowie an anderen Orten "im Bereich Wolfsburg" durchgeführt, wie Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe erklärte. Drei Staatsanwälte durchsuchten mit Unterstützung von rund 50 Kräften des Landeskriminalamts (LKA) Firmengebäude, Privathäuser und Wohnungen von jetzigen oder früheren VW-Mitarbeitern, so Ziehe. Die Ermittler konfiszierten demnach Akten und Computer.

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Der Auspuff eines VW-Passats ist am 25.09.2015 vor dem Volkswagenwerk in Wolfsburg zu sehen. © dpa - Bildfunk

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Aktuell | 18.10.2015 | 15:00 Uhr

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